piwik no script img

Die Türkei auf dem Weg zu einer Liberalisierung

Ankara (afp) — Die Türkei will mit der von den europäischen Partnern geforderten Liberalisierung des politischen Systems ernst machen: Über 43.000 politische Gefangene werden aufgrund einer in der Nacht vom Parlament beschlossenen Gesetzesänderung bald auf freien Fuß gesetzt. Dies kündigte Ministerpräsident Yildrim Akbulut gestern an. In einer Marathonsitzung hatte das Parlament zuvor die Regelungen zur Einschränkung der Meinungsfreiheit aufgehoben, die nach dem Vorbild der italienischen Gesetzgebung unter Mussolini entstanden waren und harte Strafen für staatsfeindliche Äußerungen vorsahen. Ausgenommen von der Freilassung sollen allerdings diejenigen sein, die wegen bewaffneter Aktionen oder Terrorismus verurteilt wurden sowie zum Tod Verurteilte. Gleichzeitig wurde auch einem Gesetzesentwurf zugestimmt, der wieder die Benutzung der kurdischen Sprache erlaubt. Die ersten Gefangenen sollten bereits gestern aus dem Zentralgefängnis von Ankara entlassen werden, war aus der Umgebung des Justizministeriums zu erfahren. Bis Mittwoch, dem zweiten Feiertag zu Ende des Ramadan, sollen dann alle in insgesamt 646 Gefängnissen inhaftierten politischen Gefangenen frei sein, hieß es weiter. Auch etwa 15.000 politische Flüchtlinge, die überwiegend im Ausland leben, können den Angaben zufolge ohne Furcht vor Strafe wieder in ihre Heimat zurückkehren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen