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Potsdam als Anssichtssache

■ Eine Ausstellung in der Zitadelle Spandau

Angelegentlich einer Ausstellung »Potsdamer Stadtansichten« im Kunstamt Spandau in der Zitadelle sei vorderhand das in einem Gewölbe befindliche Kellerrestaurant empfohlen, das mit exzellenter Küche überrascht, die wiewohl sie ihren deutschen Ursprung nicht verhehlt, keinen Vergleich mit mediterraner Gourmandise zu scheuen braucht.

Die Zitadelle Spandau, einst eingebunden in das märkische Bastionsärsystem, bekam in groben Zügen ihre heutige Gestalt in der Mitte des sechzehntens Jahrhunderts durch den hugenottischen Festungsbaumeister Lynar. Daß das Bollwerk in dieser Form noch erhalten ist, ist einer einsichtigen Roten Armee zu verdanken, die nicht zu Unrecht in den Kasematten von Spandau geheime chemische Laboratorien vermutete. Erhalten blieb daher auch der Palas der Zitadelle, in welchem derzeit Potsdamer Stadtansichten aus drei Jahrhunderten zu sehen sind.

Die Öffnung der Berliner Mauer wird Spandau auf lange Sicht wieder dem havelländischen Gebiet zuführen; erste Kontakte sind nach Nauen, Falkensee, Potsdam und Brandenburg geknüpft. Das Interesse an einer gemeinsamen Dokumentation gemeinsamer Geschichte wächst hier selbstverständlich: so plant man Ausstellungen zur Geschichte der Wasserwege im Havelland und zur Geschichte der Ausflugslokale entlang der Ufer. Ein erstes Projekt zwischen den Museen Potsdam und dem Kunstamt Spandau hat mit den »Potsdamer Stadtansichten« Gestalt angenommen.

Die ausgestellten Stadtbilder von Potsdam aus drei Jahrhunderten bieten neben der Dokumentation der städtebaulichen Entwicklung auch den Reiz der einer Kunstgeschichte. Ganz im Sinne spätbarocker Vedutenmalerei — colorierte Radierungen und Stahlstiche — beginnt die Reise, führt über romantische Stadtpanoramen im Sinne Blechens und Friedrichs bis hin zu zaghaften impressionistischen Anklängen in einem Gemälde von Otto Heinrich aus dem Jahre 1940. Aus dem Blickwinkel kurfürstlich- königlicher Repräsentation zeigen die Veduten lediglich das Monumentale der Architektur, ergehen sich in perspektivischen Straßenfluchten, bieten stadtplanhafte Aufrisse von topographischer Genauigkeit und plazieren den Menschen gleich Zinnfiguren als Dekorationselement auf herrschaftliche Plätze.

Der Kalender eines unbekannten Künstlers aus dem Jahre 1830 stellt sowohl Höhepunkt als auch Abschluß der Veduten dar. Hier wird die Architektur strikt auf ihren bauzeichnerischen Korpus reduziert, in kleinen Quadraten nebeneinander gereiht, sauber, akkurat und übersichtlich einem Betrachter in Postkartenschema angeboten.

Danach geht die Malerei vor die Stadt. Die Havel, Natur und Flußlandschaften geraten ins Blickfeld schwärmerischer Stadtschreiber. Mit Malerien wie Eduard Freyhoff (1830), C. G. Gemainert (1830) und Gustav Wegener (1830) bringt sich ein bürgerliches Element der Sichtweise ein. Noch einmal, mit dem Beginn dieses Jahrhunderts, verändert sich das Blickfeld: die Maerlei kommt zurück in die Stadt. Proletarische und kleinbürgerliche Straßen werden abgebildet, Marktplätze erscheinen und der II. Weltkrieg spendiert einige melancholische Ruinenlandschaften. Eigentümlicherweise sind aber keine Ansichten aus der sozialistischen Geschichte der Stadt Potsdam zu sehen. Volker Handloik

nur an diesem Wochenende Fr 9-17, Sa/So 10-17 Uhr im Foyer des Palas der Zitadelle Spandau

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