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Wachdienst nicht nur zur Rush-hour gefordert

■ Interessengemeinschaft Nahverkehr spricht von erschreckendem Ausmaß bei Sicherheit der Fahrgäste

Berlin. Um die Sicherheit der Fahrgäste im Berliner Nahverkehr ist es derzeit schlecht bestellt. Das zumindest meint die Interessengemeinschaft Eisenbahn und Nahverkehr Berlin (IGEB). Sachbeschädigungen, Körperverletzungen und Raubfälle hätten »ein erschreckendes Ausmaß« erreicht. Ordnungskräfte träten oft »gehäuft« und zur Hauptverkehrszeit auf. S- und U-Bahn würden deshalb außerhalb der »Rush hour« zunehmend gemieden. Die IGEB bezieht sich in ihrer Bestandsaufnahme unter anderem auf Mitteilungen und Beschwerden von BürgerInnen.

Der Senat habe im Grunde kein Sicherheitskonzept, rügte IGEB-Vorsitzender Gerhard Curth vor der Presse. Bei der Polizei müsse man sogar »Desinteresse« konstatieren. Deshalb habe man ein eigenes Papier entwickelt. Darin wird unter anderem gefordert, den Kontakt zwischen Betriebspersonal und Fahrgästen zu verbessern. So könnten die »Bunker« der Zugabfertiger bei der BVG durch Glaskanzeln ersetzt werden, wie zum Teil im Osten schon geschehen. Züge seien so umzubauen, daß Blickkontakt mit dem Fahrer möglich werde.

Ordnungskräfte sollten vorwiegend abends und nachts sowie auf »gefährdeten Bahnhöfen und Streckenteilen« präsent sein. Weitere Vorschläge zielen auf die Einrichtung von Bereitschaften an wichtigen Punkten und auf die Verbesserung der Notrufsysteme. Mehr Aufmerksamkeit, so Curth, müsse der allgemeinen Ordnung und Hygiene in Zügen und auf Bahnhöfen gewidmet werden: »Wenn ein Wagen erst einmal beschmiert ist, wird er auch bald demoliert.« Das unterstrichen anwesende BVG- und BVB-Vertreter. Die Brisanz der Situation sei bei den Unternehmen erkannt.

Zunächst auf den U-Bahn-Linien 4 und 9 soll demnächst zur »Fahrerselbstabfertigung« übergegangen werden, erläuterte BVG-Hauptabteilungsleiter Erich Kratky. Die jetzigen Zugabfertiger könnten dann die Aufsicht auf den Bahnhöfen übernehmen. Zwischen Bahnpolizei, Bundesgrenzschutz, Verkehrsbetrieben und privaten Ordnungskräften werde wöchentlich der Einsatz der Beamten koordiniert.

Die BVB hat jetzt damit begonnen, die Dienstabteile zu beseitigen. Die entstehenden Großraumabteile sollten ein Mehr an Sicherheit mit sich bringen, sagte Gerd Jacob, Abteilungsleiter S-Bahn bei der Deutschen Reichsbahn.

Norbert Gronau, Abteilungsleiter der Fahrgastzentrale S-Bahnhof Wedding, sieht keine Chance, die »gesellschaftlichen Ursachen« sowohl für Vandalismus als auch für Übergriffe gegen Fahrgäste »zu bekämpfen«. Deshalb setze seine Organisation auf eine eher technische Lösung des Sicherheitsproblems.

Die IGEB besteht seit 1980 und hat 200 eingeschriebene Mitglieder. adn/taz

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