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Gefahr aus Fern-, Geschäft in Nahost

■ Auch bei IBM Deutschland wird die Belegschaft gekürzt/ 13,3 Milliarden DM Umsatz

Herrenberg (taz) — „Die Gefahr kommt aus dem Fernen Osten.“ Hans Olaf Henkel, der Vorstandsvorsitzende der IBM Deutschland GmbH, weiß, wovon er redet: Der preisaggressive und ruinöse Konkurrenzkampf im weltweiten Computergeschäft hat die Branche gehörig durchgeschüttelt. „Made in East Asia“ verdrängt immer stärker US- amerikanische, europäische und unter ihnen deutsche Produkte. Unter einer scheinbar noch ruhigen Oberfläche komme es zu „dramatischen Verschiebungen“, in denen manche schon eine Strukturkrise sähen, bilanzierte Henkel bei der Vorlage des 90er Ergebnisses am Mittwoch.

Auch die Muster-Tochter von „big blue“, wie der Welt größter Computerhersteller auch genannt wird, bleibt davon nicht verschont. Wie bei der gebeutelten Konzernmutter, die weltweit 14.200 Stellen kappen will, steht auch in der Bundesrepublik ein Personalabbau bei den 31.800 Beschäftigten an. So „schnell wie nötig und so sozialverträglich wie möglich“ soll er ablaufen. Über genaue Zahlen schweigt sich die Geschäftsführung noch aus.

Angesichts der dramatisch gesunkenen Erträge des Konzerns — im ersten Quartal 1991 wurde nur die Hälfte der kalkulierten 1,03 Mrd. Dollar verdient — kann sich das Ergebnis der IBM Deutschland durchaus sehen lassen. Mit 13,3 Milliarden Mark Umsatz konnte sie gegenüber dem Vorjahr noch um 7,5 Prozent zulegen. Der Überschuß blieb steuerbedingt jedoch 8,3 Prozent unter dem Vorjahresergebnis; 692 Millionen Mark werden in die USA überwiesen.

Es sei gelungen, die führende Position auf dem deutschen Markt zu festigen, betonte Henkel, man habe ungefähr mit dem Wachstum der Branche mitgehalten. Das Erfolgskonzept der Stuttgarter: Schon Mitte der 80er Jahre wurde mit Umstrukturierungen begonnen. In den letzten sechs Jahren wurden 2.500 SeniorInnen ab 55 Jahre in den Vorruhestand geschickt, die Festangestellten in den Fabriken seit 1987 um 2.300 ausgedünnt, im Software- und Servicebereich um 1.100 erhöht und auf Kundennähe getrimmt und in Forschung und Entwicklung auf Kooperationen gesetzt, etwa mit Siemens.

Doch noch immer werden 65 Prozent mit Hardware-Produkten umgesetzt, hinzu kommt ein hoher Anteil an technischen Serviceleistungen. Wird zusätzlich noch das an Bedeutung gewachsene Leasing-Geschäft in Höhe von rund einer Milliarde DM hinzugerechnet, liegt der Hardware- bezogene Anteil noch höher. Hier sieht denn Henkel auch den größten Nachholebedarf: Auf dem Computermarkt wird das Geschäft weiterhin zunehmend mit Software und Service gemacht, die noch in den 90er Jahren den Hardware-Umsatz überrunden werden. Um erfolgreich zu bleiben, müsse da „noch ein wenig schneller verschoben“ werden.

Unzufrieden scheint man auch mit dem Umsatz auf dem Personalcomputer-Markt zu sein, der immerhin rund ein Viertel des Inlandsumsatzes ausmacht. Der jüngste IBM-PC „PS/1“ hat noch nicht den erwarteten Tritt gefaßt. Branchenkenner hatten schon länger kritisiert, IBM habe den Einstieg in den Laptop-Markt regelrecht verpennt.

Zum Bilanzerfolg gesellt sich neben der guten Konjunkturlage noch das Glück der deutsch-deutschen Vereinigung: Mit mehr Großrechnern an die Stammkunden wie Finanzverwaltungen und die Post wurden noch ein paar Mark zusätzlich verdient, der dortige Markt im geschätzten Umfang von 1,5 bis 2,5 Milliarden DM sorgt für neue Expansionsschübe. Ganz böse Zungen aber behaupten, die Tochter von „big blue“ habe am meisten von der Schwäche ihrer deutschen Konkurrenz profitiert: der Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG, die tiefrote Zahlen schreibt. Erwin Single

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