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Tod im Gerichtssaal

■ Angeklagter Ex-Justizminister erlag dem größten Finanzskandal in der Geschichte Griechenlands

Berlin (taz) — Die Schlüsselfigur im größten Finanzskandal in der neueren Geschichte Griechenlands ist tot. Menios Koutsojorgas, Ex- Justiz-, Innen-, Ordnungsminister und stellvertretender Ministerpräsident, Ex-Anwalt und enger Vertrauter von Andreas Papandreou (Ex-Premier), erlag gestern morgen den Folgen eines Herzinfarkts. Den hatte er sich im Gerichtssaal zugezogen, wo er in dem Korruptionsprozeß um den Millionenschwindler Georgios Koskotas aufzutreten hatte. Der Angeklagte brach vor Gericht zusammen.

Koutsorjorgas wurde u.a. vorgeworfen, von dem heute in einem US-Gefängnis einsitzenden Betrüger Koskotas zwei Millionen Dollar als eine Art politisches Schutzgeld erhalten zu haben. Den politischen Schutz hatte Koskotas deshalb so dringend nötig, weil er — unter dem Schutz der Athener Regierung — eine neue Version des Bankraubs erfunden hatte. Er kaufte die Bank von Kreta, allerdings nicht mit seinem eigenen Geld, sondern dem der Anleger der Bank. Neben Koutsorjorgas soll auch Premier Papandreou selbst seine schützende Hand über den Großbetrüger gehalten haben. Als der Skandal ruchbar wurde, bastelte Koutsorjorgas eine Verschwörungstheorie zusammen, nach der „abtrünnige“ Pasok-Mitglieder, die Unterwelt und bösartige Journalisten gleichermaßen mit allen Mitteln die Entthronisierung des weisen und unbestechlichen Papandreou verfolgten.

Andreas Papandreou hat seine Mitwirkung an dem Justizverfahren zur Aufklärung der Affäre bisher verweigert. Der Tod von Koutsorjorgas wird ihm eine Warnung sein: Der Ex-Premier ist schwer herzkrank. klh

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