Nicht jede Milch macht's

■ Aber Schadstoffbelastung nicht so hoch wie befürchtet

Milch ist „erste Nahrung für junge“ Menschen. Nach biblischer Vorstellung ist sie neben dem Honig ein wesentlicher Bestandteil des Gelobten Landes. So jedenfalls weiß es Meyers Konversationslexikon. Außerdem „fördert Milch die Gesundheit und steigert die Abwehrkräfte des Organismus gegen Infektionskrankheiten“.

Aber nicht alle Milch macht's. In den vergangenen Jahren ist die weiße Urnahrung des Menschen immer wieder ins giftige Gerede gekommen. Startschuß für vergangene Milchdebatten war Tschernobyl. Becquerel-Werte auf der Tüte ersetzten alle anderen Informationen über das trübe Naturprodukt. Wochenlang blieb auch relativ gering belastete Milch in den Supermarkt-Regalen stehen.

Kaum war die radioaktive Verseuchung der Milch ein wenig abgeklungen und die verseuchte Molke bei der Bundeswehr ordentlich verstaut, sorgte das Ultragift Dioxin für neue negative Milchschlagzeilen. Dioxin in zum Teil erschreckend hohen Dosen hatte die Milch glücklicher ostwestfälischer Kühe versaut. Die ahnungslosen Rindviecher hatte nahe der Müllverbrennungsanlage (MVA) in Iserlohn geweidet. Die hohe Dioxin-Belastung ihrer Milch hingen offenbar mit den Emissionen der uralten MVA zusammen.

Der DDT- und PCB-Belastung in der Milch hat sich der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) gewidmet. BUND-Leute in Baden-Württemberg kamen auf den Gedanken, einen Milchtest zu veranstalten, Molkereien, aber auch Direkterzeuger konnten Rohmilch, offene Trinkmilch oder Trinkmilch in Pfandflaschen zur Prämierung anliefern. 1990 nahmen 31 Milchproben am dritten Wettbewerb dieser Art in Neckarsulm teil.

Die Ergebnisse waren ermutigend. Insgesamt ist die DDT- und PCB-Belastung der Milchproben seit den ersten Proben 1988 kontinuierlich gesunken. Allerdings zeigt die Spannbreite der Werte von 12 Mikrogramm der giftigen Organohalogene bis zu 96 Mikrogramm auch, daß die Giftmengen nicht durch unvermeidbare allgemeine Umweltbelastungen bestimmt sind. Entscheidend sind nach Überzeugung der BUND- Leute Verseuchungen, die Molkereien und Erzeuger beeinflussen können. Sie vermuten als Belastungsursachen vor allem zugekaufte Futtermittel aus Ländern, in denen die entsprechenden Pflanzengifte noch nicht verboten sind.

Dafür spricht auch die Verdoppelung der Lindanwerte in den untersuchten Proben. Lindan ist in Deutschland noch nicht verboten. Als Quellen für PCB-Verunreinigungen kommen neben den fremden Futtermitteln auch Silolacke, Schmiermittel und Hydrauliköle sowie defekte Leuchtstoffröhren im Molkereibetrieb in Frage.

Ausgezeichnet wurden vom südwestdeutschen BUND neben mehreren Biobauern schließlich auch zwei bayerische Molkereien. Die „Andechser Molkerei" für ihre Bioland-Vollmilch und ihre Demeter-Vollmilch sowie die „Staatliche Molkerei Weihenstephan“ für ihre „Frische Weihenstephaner Vollmilch“.

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Informationen und eine Listen der Preisträger gibt es beim BUND in Heilbronn (Telefon 07131/573360).