Betriebsrat: Sanierer sind untätig

■ Eigenes Konzept für den Altkleider-Sammler „Innovative Arbeit“ vorgestellt

Der Betriebsrat der „Innovativen Arbeit“ ist sauer auf die Sanierungskommission des von der Pleite bedrohten Betriebes zur Altkleidersammlung. „Untätigkeit“, mangelhafte Unterrichtung des Betriebsrates und ein unzureichendes Sanierungskonzept wirft die Belegschaftsvertretung der Kommission vor.

Die Sanierer, bestehend aus den zwei Gesellschafter Stock und Friedrichs sowie Helmut Landberg vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) und Mathias Brandt vom Roten Kreuz waren Anfang März von der Gesellschafterversammlung mit der Sanierung der Firma betraut worden (vgl. taz v. 1.3. 1991).

Der Betriebsrat trat am Donnerstag mit einem eigenen Sanierungskonzept an die Öffentlichkeit. Demnach soll die „Innovative Arbeit“ bis 1992 ein „ausgeglichenes Betriebsergebnis“ erwirtschaften und ab 1993 sogar schwarze Zahlen schreiben können. Erreichen will der vom Betriebsrat hinzugezogene Kaufmann Horst John die Gesundung des Betriebs über eine Erweiterung des Firmenkonzeptes und die Veränderung der Unternehmensstruktur.

Bisher hatte der Betrieb Altkleider aus Straßensammlungen sortiert und weiterverarbeitet. Die Menge ist jedoch nach Johns Meinung für eine kostendeckende Arbeit zu gering. Durch Aufstellen von 150 Altkleidercontainern und den Zukauf von Ware soll das Volumen vergrößert werden. Eine Kostensenkung durch Einsparen von Arbeitskräften oder Betriebsmitteln hält Betriebsrat- Berater John dagegen nur begrenzt für möglich. Allerdings müßten die Aufgaben in der Betriebsführung künftig klarer definiert und abgegrenzt werden.

Wie Betriebsrätin Marita Kiwitz erklärte, habe man ein eigenes Konzept erstellt, „weil von den Sanierern nichts kommt“, die Belegschaft sich aber nicht länger hinhalten lassen wolle. Ein als Sanierungskonzept vorgelegtes Vier-Seiten-Papier reiche „nicht mal für einen Kleinstbetrieb“.

Die Sanierer hätten den Betriebsrat nur widerstrebend über anstehende Maßnahmen informiert und gleichzeitig Mitbestimmungsrechte mißachtet, lauten weitere Vorwürfe von Marita Kiwitz und Günter Frosch. Ärger gibt es vor allem um die vom Betriebsrat abgelehnte Weiterbeschäftigung der ehemaligen Projektleiterin.

Für Albrecht Lampe, Geschäftsführer des DPWV und Mitgesellschafter der „Innovativen Arbeit“, sind die Vorwürfe so nicht haltbar. „Die Kommission war intensiv damit beschäftigt, die Liquidität der Firma zu sichern und die Entschuldung zu regeln“, so Lampe. Nach „schwierigen Anhörungen“ sei ein Personalkonzept erstellt worden. Die beiden bisherigen Geschäftsführer Albrecht Welchner und Joachim Ronnenberg mußten gehen. Friedhelm Stock führt kommissarisch die Geschäfte.

Ein Konzept für die künftige Arbeit fehlt allerdings noch, räumte Lampe ein. Die gespannten Beziehungen zwischen Sanierern und Betriebsrat sind für ihn „verständlicher Ausdruck der Krise im Betrieb“. asp