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Reagan rechtfertigt Bitburg-Besuch

■ Seniler Ex-Präsident der USA gibt empörende Begründung für Besuch von SS-Gräbern

Washington (ap) — Der frühere US-Präsident Ronald Reagan hat in mehreren Schreiben an den Jüdischen Weltkongreß seinen Besuch auf dem Soldatenfriedhof von Bitburg in der Eifel noch einmal zu rechtfertigen versucht: Dort seien auch SS-Leute begraben, die „sich für Juden geopfert“ hätten.

Der Besuch auf dem Soldatenfriedhof während Reagans Deutschlandaufenthalt im Jahr 1985 hatte vor allem bei den Juden eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Auf dem Friedhof sind auch 49 SS-Angehörige bestattet. Am Freitag wurden in Washington Briefe veröffentlicht, in denen Reagan 1989 eine neue Begründung für die Kranzniederlegung in Bitburg anführte. Reagan antwortet auf besorgte Anfragen des Vizepräsidenten des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Kalman Sultanik. Er habe eigene Nachforschungen angestellt und herausgefunden, daß in Bitburg mehrere SS-Soldaten „in Häftlingskleidung beerdigt worden sind“, heißt es in dem Brief. „Sie waren hingerichtet worden, weil sie versucht hatten, Insassen vor der Folter und dem Krematorium zu bewahren.“ Sultanik, Überlebender aus einem Todeslager, schrieb zurück, er habe in Literatur und Archiven keine Hinweise auf Hinrichtungen von SS-Leuten finden können.

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