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Ausland will deutlich weniger Deutsches haben

■ Bundesbank: Sinkende Auftragseingänge, West-Inflation bei 2,5 Prozent

Frankfurt (ap) — Die westdeutsche Industrie hat im Februar gegenüber dem Januar einen deutlichen Rückgang der Auftragseingänge hinnehmen müssen. Wie die Bundesbank in ihrem Monatsbericht April feststellt, waren aber die Bestellungen beim verarbeitenden Gewerbe im Januar und Februar zusammengefaßt dennoch fast so hoch wie im Durchschnitt des vierten Quartals 1990, was allein der kontinuierlich starken Inlandsnachfrage zu verdanken ist.

Zwar fielen auch die inländischen Auftragseingänge im Februar niedriger als im Januar aus, doch verweist die Bundesbank auf das ganz ungewöhnlich hohe Niveau zu Jahresbeginn. Fasse man, um Zufallsbewegungen auszugleichen, die ersten beiden Monate 1991 zusammen, so weise der gesamte Auftragseingang der westdeutschen Industrie im Januar und Februar gegenüber den ersten beiden Monaten vorigen Jahres immerhin eine Steigerung von real 6,5 Prozent auf. Nach wie vor wirkt der immense Nachholbedarf in Ostdeutschland als Motor der westdeutschen Konjunktur.

Die Auslandsnachfrage jedoch blieb im Februar deutlich hinter dem Januarergebnis zurück und lag preisbereinigt um 5,5 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Wichtige Absatzmärkte der westdeutsche Industrie, darunter vor allem die USA, befinden sich derzeit in einer rezessiven Phase.

Auch die Nachfrage nach Bauleistungen war Anfang 1991 „außerordentlich lebhaft“, wie die Bundesbank weiter feststellt. Saisonbereinigt überschritten die Auftragseingänge im Januar — dem letzten Monat, für den Zahlen vorliegen — den sehr hohen Durchschnittsstand des vierten Quartals 1990 um reichlich zwei Prozent. Eine wichtige Antriebskraft waren den Angaben zufolge die gewerblichen Bauaufträge, die nach Ausschaltung jahreszeitlicher Schwankungen um fast 2,5 Prozent über dem Quartalsdurchschnitt Oktober bis Dezember lagen.

Besonders kräftig steigerten dem Bericht zufolge die Anbieter von Investitionsgütern ihren Ausstoß, spürbare Produktionszuwächse waren auch im Nahrungs- und Genußmittelbereich zu verzeichnen. Im Bauhauptgewerbe war die Produktion im Februar dagegen anders als in den vorangegangenen Jahren von dem Wintereinbruch beeinträchtigt. Dies führte zu einem deutlichen Produktionsrückgang.

Der niedrige Ölpreis und die Aufwertung der Mark gegenüber dem US-Dollar habe zu einem neuen Rückgang der Einfuhrpreise geführt. Ein schwächerer Dollarkurs verbilligt die Importe, die zu einem großen Teil in amerikanischer Währung abgewickelt werden. Die Jahresinflationsrate ermäßigte sich im März auf 2,5 Prozent. In Ostdeutschland zogen die Verbraucherpreise im Februar dagegen an, weil Subventionsstreichungen und die Erhöhung von Versicherungsprämien zu beachtlichen Preiserhöhungen führten. Weiterhin fehlen aber wichtige Statistiken, um die Angaben für West- mit denen von Ostdeutschland vergleichen zu können, merkt die Bundesbank an.

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