ECHTESGLÜCKODERWAHRERKÜNSTLER  ■  TOM MEGA

Tom Mega, 40 Jahre alt, geht Sonntagsnachmittags auf den Fußballplatz, schaut sich die Amateurmannschaften an, bewohnt ein Haus in Essen in bevorzugter Lage (Blick auf die Ruhr), zusammen mit seiner französischen Ehefrau. Ein Typ, der sein erstes Leben hinter sich hat. Ein Mann mit einem Sackvoll Vergangenheit auf seinem Rücken. Hat also viel zu erzählen. Von sich. Und das tut er. Von seinen zehn Jahren als Junkie, er möchte kein einziges missen.

Anfang der Achtziger war er Sänger in der Band Me And The Heat, wo er — ganz zeitgemäß — aggressive, laute, psychotische Auftritte hinlegte. Jetzt, zehn Jahre später, mit drei Solo-LPs in der Tasche, schlüpft er einmal mehr auf der Bühne ins Entertainerjacket. »You get old...« und »All my dreams were in my veins« singt er, es ist wieder soweit. Mega sagt: »Bands, die in nachpupertärer Euphorie gute Musik schreiben, gibt es viele; Künstler, die diese Phase überleben, gibt es wenige.« In der Tat, das könnte stimmen. Oder warum klingen Drums und Gitarren auf seinen Alben so verdammt nach Studiomusikern, seine Stimme erinnert bei fast jedem Song an ein anderes Vorbild. Waren zu viele Maschinen im Studio? Dazu sind seine Alben fast überproduziert. Das war teuer. Mega muß wirklich einen seriösen Eindruck machen. Echtes Glück oder wahrer Künstler? Vielleicht beides?

Er singt absichtlich falsches Englisch und wirkt dabei enorm relaxed. Ein gesundes Selbstvertrauen hat der Mann. Bekannte von früher fragen ihn wegen seiner neuen, ruhigen Musik, was denn bitteschön mit ihm los sei. Mega kontert brüskiert: »Die gehen mir vielleicht auf den Sack, ich bin doch auch noch ein anderer.« Das wirkt. 40 Jahre, aber »still wild at heart«. Na, bei der Lebenserfahrung. Hoffentlich besteht sein Publikum nicht überwiegend aus geschiedenen Bürosekretärinnen zwischen dreißig und vierzig. Immerhin wurde er schon »der Frank Sinatra des Atomzeitalters« genannt. Je älter der Wein...

Es wird erzählt, daß Mega auf der Bühne schwer in Fahrt ist. Ganz im Element. Mit einer Flasche Tequila in der Hand, sein Englisch in Song und Ansage wird immer unverständlicher, aber er ist gut gelaunt, und gegen Ende, plötzlich, fängt er an zu plaudern in bestem Ruhrpottdialekt. Wer hätte das gedacht. Peter K.

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