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Grüne Frauen streiten um feministische Dogmen

„Reala-Frauen“ und “Radikalfeministinnen“ werfen sich gegenseitig Verrat am Feminismus vor/ Entscheidung auf Parteitag?  ■ Aus Bonn Tina Stadlmayer

Der Karren mit der grünen Frauenpolitik steckt ganz schon tief im Dreck. „Ich werde nicht mehr kandidieren, weil ich festgestellt habe, daß ich angesichts der Blockadepolitik der Bundesarbeitsgemeinschaft Frauen (...) mich selbst zunehmend verhärte“, schreibt Bundesvorständlerin Elke Kilz. Ihr Rechenschaftsbericht für die Bundeshauptversammlung klingt verbittert. Elke Kilz hatte als Mitarbeiterin der Grünen im Bundestag einst einen anderen Ruf. Sie könne gut zwischen Radikalfeministinnen und Realas vermitteln, hieß es damals. Inzwischen ist sie selbst auf der Reala-Seite gelandet und wird dafür angefeindet. Eine Verständigung zwischen beiden Gruppierungen scheint kaum mehr möglich. Elke Kilz wirft den BAG- Frauen „Linienpolizistentum“ vor, die kontern mit „Stimmungsmache“ und „Diskreditierung von Feministinnen“.

Als „Feministinnen“, wohlgemerkt, definieren sich beide Seiten. Die Realas um Elke Kilz, Marieluise Beck-Oberdorf und Waltraud Schoppe haben in den vergangenen Jahren die Idee der „Geschlechterpolitik“ entwickelt. Sie verstehen darunter „keine neue Theorie“ sondern „eine Methode“ um der Gleichberechtigung näher zu kommen. Traditionneller Feminismus mit dem Schwerpunkt „Quotierung aller Erwerbsarbeitsplätze und radikale Arbeitszeitverkürzung“ sei „out“. Eine „Politik der Vielfalt“, die angeblich freie Wahl zwischen Teilzeitarbeit, Nur-Hausarbeit und Vollzeitbeschäftigung sei dagegen „in“. Die Debatte ist gespickt von Unterstellungen. Zum Beispiel: Radikalfeministinnen setzten sich nicht „mit der Lebenspraxis der Frauen auseinander“ und verbreiteten Mißtrauen „gegenüber all den Frauen, die Kinder haben wollen“, schreiben Elke Kilz und Marieluise Beck-Oberdorf in ihrem Beitrag „Dogmatismus macht nicht stark“.

Aber auch die BAG-Frauen sind nicht zimperlich. „Die vielbeschworene Vielfalt weiblicher Lebensrealitäten“ verharmlose die „alltägliche Bedrohung der körperlichen und seelischen Unversehrtheit von Frauen durch Männergewalt“ halten sie den Realas vor. Die Radikalfeministinnen hoffen, ihr Antrag über die „Grundsätze feministischer Politik“ werde in Neumünster verabschiedet. In schier unverständlichem Soziologendeutsch beschreiben sie darin die „Säulen der patriarchalen Gesellschaft“: die „Norm der Heterosexualität und ihre Institutionen“ sowie die „geschlechtsspezifische Arbeitsteilung“, die den Frauen „unbezahlte Reproduktionsarbeit“ zuweise.

Eines haben auch die BAG- Frauen inzwischen erkannt: „Erfahrungen aus der DDR“ zeigten, daß durch „die Besetzung der bezahlten Produktion“, das heißt also, wenn alle Frauen ganztags arbeiten gehen, noch kein Problem automatisch gelöst ist. Ganztagsarbeitsplätze für Frauen seien „notwendig aber nicht hinreichend“ dafür, „daß Reproduktionsarbeit für Männer Bestandteil ihrer Normalbiograpie wird“, sprich, daß sich auch die Jungs fifty- fifty an Hausarbeit und Kindererziehung beteiligen.

Eines steht fest: Durch gegenseitiges Niedermachen, wie in den vergangenen Jahren, werden die Frauen in den Grünen der „Überwindung der Männerherrschaft“ keinen Schritt näher kommen.

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