Learning by Doing

■ EDFrau macht Arbeitslose aus frauentypischen Berufen am Computer fit/ Berufschancen steigen

Berlin. Winnifred Striegler (39) hat neuen Mut gefaßt. Die seelischen Folgen des Sturzes in die Arbeitslosigkeit, in der DDR dereinst für ausgeschlossen gehalten, scheinen überwunden. Frau Striegler, die im November vorigen Jahres ihren Arbeitsplatz als Finanzsachbearbeiterin verlor, hat sich inzwischen mit dem Computer angefreundet. PC, MS-DOS, MS-Word und DBASE sind ihr nicht mehr fremd, bald wird sie ihren Abschluß als EDV-Assistentin für Bürokommunikation in der Tasche haben.

Neben eigenem Entschluß und Willen, die Belastung der Weiterbildung auf sich zu nehmen, verhalf EDFrau der Ingenieurökonomin und etwa 100 anderen Teilnehmerinnen des Lehrgangs zu dem Gefühl, nun mit größeren Chancen auf Arbeitssuche gehen zu können. Im vierten Monat der Lehrtätigkeit glaubt das 1990 gegründete mittelständische Unternehmen sein Konzept bestätigt. EDFrau will vor allem Frauen in frauentypischen Berufen am Computer ausbilden. Der Starterfolg spricht für sich: Die Halbjahreskurse für je 100 Teilnehmerinnen in den bisherigen Schulen in Berlin, Cottbus, Erfurt, Magdeburg, Suhl und Rostock, wo sogar zwei Schulen bestehen, sind ausgebucht. Gleiches gilt für Teilzeitkurse.

Aus der Taufe gehoben wurde EDFrau im vorigen Jahr vom Demokratischen Frauenverband e.V. und von der Westberliner Unternehmensberatungsfirma Ost- West-Konzept. Die spezielle Lebenssituation von Frauen wird in der gesamten Schulung berücksichtigt. So gibt es am Nachmittag unterrichtsfreie Zeit für die Familie und am Abend kann wieder am Computer geübt werden.

Um das Einleben im einigen Deutschland zu erleichtern, wurde jetzt in Cottbus ein Vorschaltkurs ausprobiert. Er vermittelt Kenntnisse in Grundgesetz, Arbeitsförderungsgesetz und Frauenrechten. Bewerbungstraining und sozialpsychologische Betreuung gehören ohnehin zum Unterrichtsprogramm. „Frauen der Ex-DDR haben ein recht gutes Qualifizierungsniveau“, meint die Geschäftsführerin. „Sie hatten auch ein gesundes Selbstbewußtsein, das jedoch durch Arbeitslosigkeit gelitten hat.“

„Learning by doing“ nennt Diplomelektroniker Hansjürgen Hering die Unterrichtsmethode, also: Lernen durch praktischen Umgang. Es soll Spaß machen und Erfolgserlebnisse vermitteln. In seiner Gruppe, die er gerade unterrichtet, ist die jüngste Frau 23, fünf haben die 50 bereits überschritten. Doch altersabhängige Lernprobleme sieht der Lehrer nicht. Unterschiede kommen lediglich aus dem beruflichen Vorleben. Leute aus dem Finanzbereich haben es mit der Elektronik ein wenig leichter.

„Durch gute Qualität wollen wir's schaffen“, faßt Frau Hogan den Anspruch ihrer Firma zusammen. Als wichtig für die Verwirklichung der Absicht erkennt sie die gute Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern, die die Kurse für Arbeitslose, Kurzarbeiter und Leute in der Warteschleife finanzieren. Michael Graeme (dpa)