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In den islamischen Städten Nigerias mehren sich religiöse Unruhen

Berlin/Lagos (taz/ips/ap/taz) — Der Militärgouverneur des nigerianischen Bundesstaates Bauchi hat eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, nachdem es am Dienstag zu schweren Unruhen in der gleichnamigen Hauptstadt des Staates gekommen war.

Augenzeugenberichten zufolge soll „die ganze Stadt in Flammen“ gestanden haben, nachdem zwölf Kirchen in der von Christen und Moslems bewohnten Stadt niedergebrannt worden seien. Über 80 Menschen seien bei den darauffolgenden Straßenschlachten ums Leben gekommen. Gouverneur Abu Ali bezeichnete die Unruhen als Werk von „Rowdys“ und erklärte, die Rädelsführer seien verhaftet worden. Die wechselseitige Zerstörung von Kirchen und Moscheen begann am vergangenen Samstag im Süden des Bundesstaates.

Möglicherweise handelt es sich dabei um eine Reaktion auf die Verhaftung des Schiitenführers Mallam Yakubu Yahaya und 160 seiner Anhänger in der an der Grenze zu Niger gelegenen nördlichen Stadt Katsina am vergangenen Freitag. Anhänger einer kleinen schiitischen Sekte, die von Yakubu geführt wird, hatten in Katsina nach dem Freitagsgebet Büros des Informations- und des Finanzministeriums, die Zentralbibliothek und die Hauptmoschee in Brand gesteckt. Daraufhin wurden sie festgenommen. Der christliche Gouverneur des mehrheitlich moslemischen Bundesstaates Katsina, John Madaki, behauptete, Yakubu hätte sich freiwillig der Polizei gestellt. Zwischen Madaki und Yakubu besteht eine alte Animosität. Anfang April hatte Madaki gedroht, sollte Yakubu noch einmal für Unruhe sorgen, „werden wir in sein Haus gehen, ihn zum Polofeld bringen und dort öffentlich töten“.

Die festgenommen Yakubu-Anhänger werden demnächst vor Gericht gestellt. Sie sollen Waffen sowie Porträts des Ajatollah Khomeini mit sich geführt haben. In der nigerianischen Presse wird die „antinationale“ Ausrichtung der Sekte betont, welche das Zusammenleben der Religionen in dem 110-Millionen- Einwohner-Staat störe. D.J.

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