Ein Patriarch tritt ab

■ Magnago nimmt Abschied aus der Südtiroler Politik

Bozen (dpa/taz) — Silvius Magnago, langjähriger Landeshauptmann Südtirols und Vorsitzender der gut katholischen Südtiroler Volkspartei, der dominierenden Kraft des Alto Adige, tritt endgültig ab. Nach dem Amt des Landeshauptmanns wird er auch das des Parteivorsitzenden abgeben. Magnago, Jurist und deutscher Offizier im 2. Weltkrieg, hat zwar nicht der Aussöhnung, wohl aber einem von Abneigung und Mißtrauen gekennzeichneten, einigermaßen geregelten Zusammenleben von Südtirolern und Italienern den Weg geebnet. Die Unterdrückungspolitik Mussolinis, aber auch die intransigente Haltung der Tiroler gegenüber den „Welschen“ hatte zwischen den beiden Völkern fast unüberwindliche Schranken errichtet. Das Autonomieabkommen für Südtirol von 1969 konnte Magnago nur mit hauchdünner Mehrheit in der eigenen Partei durchsetzen. Seine Politik brachte der Provinz Subventionen, Gesetzgebungskompetenzen, weitgehende Schulautonomie und Proporzbesetzung bei Staatsstellen. Sie stieß allerdings bei den Radikalen beider Seiten stets auf Widerstand. Sogar sein langjähriger Kampfgefährte Benedikter beschuldigte Magnago der „Verzichtpolitik“, während andererseits viele verunsicherte italienische Bewohner der Provinz ihre Zuflucht bei den Faschisten suchten.