: Der „finnische Gretzky“
■ Das deutsche Eishockeyteam blieb sich treu und verlor auch sein fünftes WM-Spiel mit 0:6 gegen Finnland
Berlin (taz) — Die Schlittschuh- Buben des DEB sind freundlich-gehorsame Gäste. Sie unterließen alles, was die gute Stimmung der 8.000 finnischen ZuschauerInnen in Tampere hätte gefährden können. Dabei hatten die Puckjäger Suomis überraschend, weil unbegründet respektvoll gegen den bisherigen Punktelieferanten des WM-Turniers begonnen. Nach 20 Minuten stand es immer noch torlos 0:0.
Da murrte das Publikum, die Deutschen erbarmten sich, und die Finnen bliesen zur Offensive. Den Gästen pfiff fortan nur noch der Fahrtwind ihrer skandinavischen Kontrahenten um die Nase. Und der bedauernswerte Torhüter Helmut de Raaf begann mit dem alten Spiel: Pucksammeln. Drei Hartgummischeiben fand er im zweiten und drei im dritten Drittel hinter sich in den Maschen.
Vor allem im Abwehrverhalten offenbarten sich wahre Klassenunterschiede zwischen tänzelnden Finnen und tölpelnden Deutschen. An der Torejagd beteiligte sich ganz begeistert Jari Kurri von den Milano Devils. Der frühere Nebenspieler der Eishockey-Legende Wayne Gretzky bei den Edmonton Oilers wechselte in dieser Saison nach Italien, um etwas weniger zu spielen als in der nordamerikanischen Liga, trotzdem viel Geld zu verdienen und sich vor allem auf die Weltmeisterschaft im Heimatland vorzubereiten. Jari Kurri beachtete seinen Gegenspieler, den viel zu braven Landshuter Verteidiger Wagner, praktisch gar nicht und erzielte die Tore drei und vier.
Den Spielern von Trainer Olejnik bleibt kaum Zeit zur Besinnung, die kampfeslustigen US- Amerikaner und die erfolgshungrigen Schweizer freuen sich auf die Höflichkeit des DEB-Teams. Vor allem Aufsteiger Schweiz will seinem letzten WM-Sieg gegen die Deutschen nach sieben Niederlagen endlich einen neuen Erfolg folgen lassen. Damals gewannen die Schweizer vor 26 Jahren im jugoslawischen Pori 6:1... bossi
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