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Das Schweigen der Bilder

■ Das Kulturmagazin „Aspekte“, freitags im ZDF

Anfangs ist der unschuldige Zuschauer eingeschüchtert von diesem selbstsicheren Gestus, mit dem uns die Moderatorin, diesmal Carola Wedel, ins kalte Wasser schubst. Eine schmerzhafte Wissens-, nein, gleich eine Bildungslücke wird diagnostiziert wie beim Zahnarzt ein Loch im Zahn. „Wissen Sie überhaupt...?“ oder „Haben Sie schon einmal...?“, lautet der Vorstoß auf unser schlechtes Bildungsgewissen. Mit ein paar schmissigen Worten wird der entsprechende Sachverhalt, diesmal das Ränkespiel um Finanz- und Kulturpolitik, in die Mattscheibe geritzt.

Der erste Bericht führt uns zur Hannovermesse „Industrie '91“, wo ein Forschungsmarkt für kulturelles Engagement in Berlin wirbt. Wir erfahren dies, während die Kamera sich den Bildern des Berliner Malers Matthias Köppel anbiedert. Dessen plakative Visionen vom Berlin im nächsten Jahrtausend finden ihren Niederschlag in der Art der Ablichtung. Synchron zum gesampleten Schrei der unterlegten Discomusik, mit der die Autorin Gundula Koch die Stimmung der Bilder wohl „atmosphärisch“ widerzuspiegeln gedachte, wird auf den zum Schrei geöffneten Mund eines Passanten auf dem Bild geschnitten.

Im nächsten Beitrag geht es um die „Expo 2000“ und darum, wie diese gigantische Messe das Stadtbild von Hannover verändern wird. Neun Milliarden Mark sollen dafür investiert werden. Aber über diese Summe gibt es — Zitat — „Zähneblecken“ im Senat.

Selbstverständlich ist der Pawlowsche Kamerahund wieder da und stellt das Bild scharf auf die gefletschten Zähne eines steinernen Löwen im Hintergrund.

„Katzenjammer in Stuttgart“ heißt es kurz darauf. Ein blöder, bemühter Kommentar auf das atonale Konzert, das wir indessen sehen und hören. Später im Museum sehen wir „international neue Kunst. Hier ein TV-Bhudda von Nam June Paik“, der, nebenbei bemerkt, von 1974 stammt. Das darauf abgelichtete Modell eines japanischen Architekten kann natürlich nicht ohne japanisch klingende Untermalung erläutert werden.

Zwar mühte man sich einigermaßen redlich, den Zuschauer über Zusammenhänge von Kultur und Finanz zu informieren. Daß die Kamera dabei fast nur überflüssige Bilder beisteuert und den Eindruck erweckt, als hätte man sie halt eben mal dabei gehabt, muß dennoch festgehalten werden.

Interviewt man am Ende gar das vielschreibende Zitatenlexikon Hermann Glaser, so sollte man sich doch präzisere Fragen zurechtlegen als nur „Wie kommt das...?“. Daß wir, so Glaser, statt immer glitzernderer Verpackung mehr „Inhalte, Irritation und Provokation“ in der Kunst brauchen, gilt vor allem für die alte Tante Aspekte, für Kulturberichterstattung allgemein. Die Ehe zwischen Kultur und Fernsehen gerät sonst zur müden Farce. Manfred Riepe

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