Daimlers Ablaßzahlungen

■ Mobile Abschußrampen für Saddam Hussein/ Spenden an die israelischen Holocaust-Überlebenden

Berlin (taz) — Der Ablaß folgt dem Sündenfall: Während sich am Wochenende die Hinweise auf illegale Rüstungsgeschäfte von Daimler- Benz mit dem Irak verdichteten, gaben die schwäbischen Konzernvorsteher bekannt, die israelische „AMCHA“-Stiftung mit 350.000 Deutschmark unterstützen zu wollen. Die in Jerusalen ansässige AMCHA widmet sich der psychosozialen Betreuung der rund 200.000 Überlebenden des Holocaust.

Wie der Südwestfunk am Samstag berichtete, soll der Vertrag über die Lieferung von Lastwagen für den Irak zwischen Daimler und dem Bagdader Unternehmen „Technical Corps“ (TECO) geschlossen worden sein. Die TECO war für die Raktenprogramme Saddam Husseins zuständig. Vereinbart wurden danach in dem Vertrag aber auch die „Zusatzleistungen“ der rheinischen Firma „Marell“. Sie soll die Anhänger für die Lastwagen geliefert haben, die anschließend als Transport- und Abschußrampen für Saddams Scud- Raketen dienten. Nach diesen Informationen ist der Stuttgarter Konzern eindeutig als Generalunternehmer aufgetreten. Laut dem Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel‘ hat der Daimler-Vorstand in einer internen Stellungnahme eingeräumt, daß Fahrzeuge für militärische Zwecke an den Irak geliefert wurden.

Zeitgleich verkündete die Pressestelle des „guten Sterns“ auf allen deutschen und irakischen Straßen, daß die bestehenden gesetzlichen Regelungen des Bundesentschädigungsgesetzes für die Opfer des NS-Regimes keine ausreichenden Hilfsleistungen für die Überlebenden sichern. Eine längst überfällige Erklärung des Multis, der im Dritten Reich massenhaft Zwangsarbeiter und jüdische KZ-Häftlinge ausgebeutet und in dem Programm „Vernichtung durch Arbeit“ eingesetzt hat. Mit der Unterstützung der AMCHA, so heißt es im Namen des Vorstandes, wolle der Konzern „wirkliche Not lindern und gleichzeitig die menschlichen und sozialen Verbindungen zwischen dem israelischen und deutschen Volk festigen helfen“. Die Hilfe solle „nicht allein den Betroffenen selbst, sondern auch deren Nachkommen zugute kommen“ — womit wohl auch die gemeint sind, die noch vor wenigen Wochen unter den Schrecken der von Daimler- Tieflladern abgeschossenen Scud- Raketen zu leiden hatten. wg