Bremische Patrioten unter sich

■ Gebundenes Plädoyer für eine „breite Koalition“ zur Rettung Bremens

Gebundene Bekenntnisse zu Bremen, seiner Selbständigkeit und Zukunft haben derzeit Hochkonjunktur. Nachdem der Steintor- Verlag am vergangenen Montag sein Sammelbändchen „Das Land Bremen in Deutschland und Europa“ (Autoren u.a. Klaus Wedemeier, Volker Kröning, Rudolf Hickel) vorstellte, war es gestern der langjährige CDU-Abgeordnete im Bremer, Bonner und Brüsseler Parlament, Ernst Müller-Hermann, der das Buch „Für Bremen — Eine kritische Standortbestimmung“ präsentierte.

„Wohin des Weges?“ fragt dort zum Beispiel Hans Koschnick und antwortet mit einem Plädoyer für „fraktionsübergreifende Interessenvertretung“, wie sie in der Zusammenarbeit der Bremer Abgeordneten in Bonn bestens erprobt sei. Alle Autoren des Buches, von Müller-Hermann auch als „bremische Patrioten“ bezeichnet, teilten diese Hoffnung auf eine „so breite Koalition wie möglich“. Es sind u.a. der Staatsrat im Wirtschaftsressort, Frank Haller, der Präsident des Bremer Industrieclubs, Egon Harms, der Niedersächsische Ex- Kultusminister Johann-Tönjes Cassens, der CDU-Berater und Informatik-Professor Klaus Haefner und Kurt Rossa, ehemals Chef der Senatskanzlei und Oberstadtdirektor von Köln. Rossa macht es bereits in der Einleitung so deutlich wie möglich: „Was gebraucht wird, ist ein Bündnis aller eigenen Kräfte. Eine Bürgerinitiative 'Pro Bremen'. Schwarz-Rot-Blau-Geld-Gold- Grün sind die Farben.“

Schließlich sei Bremen ja „besser als sein Ruf“, so Egon Harms, der auch gleich eine neue Variante der überregionalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit ins Spiel bringt: „Nord-Niedersachsen“, mit Bremen als „heimlicher Hauptstadt“. Nur der in Berlin aufgewachsene und in Baden- Württemberg geschulte Informatiker Klaus Haefner versucht, dem Bremen-Patriotismus seiner Mitautoren etwas Dampf abzulassen: „Ich glaube kaum, daß es in Bremen tatsächlich eine Liebe nicht nur zur Stadt, sondern zum Bundesland Bremen gibt“, sagt er und schlägt deshalb die Entwicklung eines „intellektuelles Konzeptes“ vor, in dem Bremen Selbständigkeit ganz nüchtern einer Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen wird.

Ase

“Für Bremen — Eine kritische Standortbestimmung“, 140 Seiten, Verlag H.M. Hauschild, 19,80 DM