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Keine Bohrtürme in der Antarktis

■ Madrider Antarktis-Konferenz beschließt Verbot jeglicher Rohostoffausbeute für mindestens 50 Jahre

Madrid/ Berlin (dpa/taz) — Es ist zwar noch nicht der Weltpark Antarktis, aber doch ein beachtlicher Erfolg: Die 11. Madrider Sonderkonferenz über den Schutz der Umwelt in der Antarktis hat überraschend entschieden, für die nächsten 50 Jahre ein Verbot des Abbaus von Bodenschätzen in der Antarktis auszusprechen.

Darauf einigten sich gestern nach einwöchigen, zähen Verhandlungen die 300 Delegierten aus 39 Teilnehmerstaaten. Dieses Verbot kann nur mit Zweidrittelmehrheit der bislang 26 Konsultivstaaten aufgehoben werden.

Das Moratorium über den Rohstoffabbau in der Antarktis ist Ersatz des ursprünglichen Antarktis-Vertrags von 1959, der sich nicht um die Rohstoff-Frage oder Besitzansprüche kümmerte, sondern nur die größte noch unerschlossene Landmasse der Welt der nichtmilitärischen Forschung öffnete.

Die in Madrid erzielte Übereinkunft muß noch bis zum heutigen Konferenzende ausgefeilt und später von den Regierungen ratifiziert werden. Noch am vergangenen Freitag erschien ein Durchbruch aufgrund der unversöhnlichen Positionen unmöglich.

Eine Mehrheit von Befürwortern eines permanenten Abbauverbots (darunter die Bundesrepublik, Frankreich, Australien, Belgien und Italien) stand den Vertretern vor allem der USA, Großbritanniens, Japans und auch Argentiniens gegenüber, die nach einer Sperrfrist eine Nutzung der unter der zweitausend Meter dicken Eisschicht vermuteten großen Erdöl-, Kohle- und Edelmetallvorkommen erlauben wollten. Hektische Verhandlungen erzielten dann aber doch noch einen Kompromiß.

Die internationale Umweltschutzorganisation Greenpeace äußerte sich denn auch befriedigt über das Ergebnis: „Auch wenn es nicht perfekt ist, so stellt diese Entscheidung doch eine Anerkennung der internationalen öffentlichen Meinung dar, die den Schutz will, nicht die Ausbeutung. Wenn sie ratifiziert wird, wird sie eine feste Grundlage für die Errichtung eines Weltnaturparks sein.“

Noch vor einigen Jahren hätte niemand mit solch einem Sinneswandel gerechnet, wurden Umweltschützer als Träumer abgetan. Der sechste Kontinent der Welt mit seiner gigantischen Eisfläche von mehr als zwölf Millionen Quadratmetern sollte genauso geplündert werden wie der Rest der Welt.

Doch ein gestiegenes weltweites Umweltbewußtsein und das Wissen um die ökologische Relevanz des sensiblen Ökosystems am südlichen Ende der Welt ließen immer mehr Hardliner im Antarktis-Zirkel zu Umweltfreunden werden: Spektakulärstes Beispiel ist hierbei sicher der Schwenk der Franzosen. Und auch die Deutschen, die erst Ende der 70er Mitglied des Antarktis-Vertrags wurden, schwenkten — wenn auch spät — ein. Die Pinguine können vorerst aufatmen. AS

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