: Streit um Ostkurve: „Sitzen ist für'n Arsch"
■ Werder-Fans bauen Modelle für ihre neue Stamm-Stehplätze
Die Arbeit im Turm des Kulturzentrums Schlachthof ist schon weit gediehen: Überall liegen Baupläne des Weserstadions und auf dem Tisch steht das ein Meter breite, aus Kunststoff gefertigte Modell der neuen Ostkurve. Seit Januar entwickeln hier Werder- Fans zusammen mit dem Fan- Projekt Bremen ihre Gegenvorstellungen zu den Umbauplänen der Betreibergesellschaft des Weserstadions.
Die städtische Stadiongesellschaft hat das städtische Hochbauamt beauftragt, Pläne für eine neue Ostkurve vorzulegen. Das Ziel des Umbaus ist, möglichst viele der heute dort vorhandenen Stehplätze der Fans abzuschaffen und sie durch teurere Sitzplätze zu ersetzen. Die Betreibergesellschaft hofft, dadurch Krawalle zu verhindern.
Die Gruppe „Sitzen ist für'n Arsch“ oder auch „Projektgruppe Ostkurve“ hat jetzt zwei Kompromißlösungen entwickelt. Die Fans möchten sich ihre Stehplätze und damit ihre Fankultur erhalten, sehen aber andererseits, daß sie den Stadionbetreibern entgegenkommen müssen.
Modell 1: In der neuen Ostkurve bleibt der gesammte Unterrang Stehplatzbereich. Damit würden auch in Zukunft soviele Stehplätze erhalten, wie heute zur Verfügung stehen: etwa 8.000. In diesem Modell soll der gesamte Oberrang mit Sitzplätzen ausgestattet werden.
Modell 2: Die neue Kurve wird nicht horizontal unterteilt, sondern vertikal. Die mittleren drei von insgesamt acht Segmente der Kurve wären komplett Stehplatzbereich, während sich rechts und links vom Spielfeldrand bis zum Dach Sitzplätze befinden. Auch das schafft etwa8.000 Stehplätze.
In beiden Varianten erhebt das Projekt Ostkurve den Anspruch, daß die Fans einen Teil der Innenräume der Kurve nutzen können. Dort soll ein großer Saal mit Video-Leinwand eingerichtet werden, um auswärtige Fußballspiele übertragen zu können. Außerdem wünschen sich die Fans Gruppenräume, einen Raum zur Kinderbetreuung und ein Cafe.
Wenn die beiden Modelle der Ostkurve fertiggestellt sind, will die Gruppe Ende Mai die zuständigen SenatorInnen und Werder über ihre Vorstellungen informieren, sowie die Modelle den ZuschauerInnen des Spiels Werder Bremen gegen Kaiserslautern präsentieren.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bekommt derweil Gegendruck. Noch vor einiger Zeit war es offizielle Politik des DFB, die Umwandlung der Bundesliga- Stadien zu reinen Sitzplatzstadien zu betreiben. Inzwischen macht sich bei den Fußball-Oberen jedoch Nachdenklichkeit breit.
Das ist auf kritische Artikel in den Medien und Protestaktionen der Fans zurückzuführen. Häufiger blieben in letzter Zeit bei Bundesligaspielen aus Protest ganze Fan-Blöcke leer. och
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