: Finanzsenator hält am „lieben Detlef“ fest
■ „Senatskommission für das Personalwesen“ findet Bewerbungsverfahren Griesche rechtens
Wenn es nach der Senatskommission des Senators Claus Grobecker geht, soll der Bremer SPD- Genosse Detlef Griesche weiterhin zum Professor für Politikwissenschaft aufsteigen. Im Februar hatte Grobecker das von ihm angeleierte Berufungsverfahren an der „Hochschule für Öffentliche Verwaltung“ aussetzen und „überprüfen“ lassen. Vor zwei Tagen ging das Ergebnis dieser „Überprüfung“ dem Anwalt von Detlef Griesches einziger Mitbewerberin zu. Dr. Barbara Loer war von der Berufungskommission „nicht in die engere Wahl“ gezogen worden, obwohl sie im Gegensatz zu dem „lieben Detlef“ über einen Doktortitel und damit über eine formal weit höhere Qualifikation verfügt.
Des Senators „Senatskommission für das Personalwesen“ macht der abgelehnten Bewerberin einen Passus zum Vorwurf, der im Ausschreibungstext überhaupt nicht enthalten war: Der Vorwurf lautet, sie habe nicht Politikwissenschaften studiert. Die Beamten der „Senatskommission“ — Albonesi, Schloo und Härtl — gehen sogar noch weiter in dem zehnseitigen Widerspruchsbescheid: Sie zweifeln den Hochschulabschluß der Griesche-Konkurrentin an und versteigen sich zu dem Satz: „Die Promotion ist grundsätzlich keine Studienabschlußprüfung“. Diese Argumentation wirkt besonders verquer, da der SPD-Genosse Detlef Griesche in einem Promotionsverfahren an der Bremer Universität kläglich gescheitert war. Er hat lediglich das erste Staatsexamen für das höhere Lehramt (Deutsch, Pädagogik, Politik) erworben und ein Aufbaustudium der Weiterbildung abgeschlossen. Die parteilose Mitbewerberin hat ihr Studium der Philosophie, Soziologie und Geschichte mit einer Doktorprüfung (“summa cum laude“) beendet.
Besonders bemerkenswert im Bescheid der „Senatskommission“ auch der folgende Satz: „In die Entscheidungshoheit der Hochschule darf nicht eingegriffen werden.“ Ist doch das gesamte Verfahren ein einziger Eingriff der „Senatskommission“ (SKP) in die Hochschulautonomie: Denn schon bevor die Stelle „Politikwissenschaft“ überhaupt geschaffen war, hatte SKP-Senator Claus Grobecker sie dem „lieben Detlef“ in einem Brief vom 19. Mai 1989 angeboten. Grobecker schriftlich: „Der Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung haut in'n Sack. Nachfolger wird der Genosse Wesche. Dir biete ich an (das wird durch diese Operation erst möglich), Hochschullehrer an dieser Hochschule zu werden.“
Die abgelehnte Bewerberin will sich mit dem Bescheid der Grobecker-Behörde nicht zufrieden geben. Sie zieht erneut vor das Verwaltungsgericht. B.D.
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