: Sechs-Länder-Anstalt als Lösung?
■ Vorschlag von NDR-Vize Stehling/ WDR wäre nicht mehr die größte ARD-Anstalt
Der stellvertretende NDR-Intendant Thomas Bernd Stehling hat angeboten, neben Mecklenburg-Vorpommern könnten sich auch Berlin und Brandenburg an einem dann wesentlich vergrößerten NDR beteiligen. Stehling reagierte mit seinem Einigungsvorschlag auf den politischen Streit, ob sich Mecklenburg-Vorpommern für den NDR oder einen neu zu gründenden Nordostdeutschen Rundfunk (NOR) entscheidet. Eine große Lösung im deutschen Norden und Nordosten hätte nach Meinung des NDR-Vize den entscheidenden Vorteil einer „Konzentration der Kräfte“. Eine „Medienachse Berlin — Hamburg“ werde alle Partner im nationalen und internationalen Wettbewerb stärken sowie die „programmliche Leistungsfähigkeit“ sichern.
In einem Vortrag vor der Hamburger Hermann-Ehlers-Akademie ließ Stehling allerdings noch offen, ob die vorgeschlagene Sechs-Länder-Anstalt am besten als „lockerer Verbund, stukturierte Kooperation oder staatsvertraglich geeinter Sender“ konzipiert werde.
Detailliert listet Stehling aber die Produktionsvorteile auf: Wenn Norddeutscher Rundfunk und Sender Freies Berlin ihre Zulieferungsquote für das ARD-Hauptprogramm (derzeit rund 19 beziehungsweise acht Prozent) zusammenlegten und die neuen Länder hinzukämen, werde der neue Nordostdeutsche Sender mehr als 25 Prozent des Ersten Programms bestreiten. Das Studio Hamburg und die Defa könnten nach Stehlings Szenario gemeinsam produzieren.
Das Gewicht Nordostdeutschlands im ARD-Verbund sähe Stehling auch beim Gebührenaufkommen entscheidend gestärkt. Mit erwarteten 1,24 Milliarden D-Mark wäre erstmals die jetzt größte Anstalt, der WDR (1,14 Milliarden), überrundet. Auch lebten im dann vereinigten Verbreitungsgebiet mit 19,2 Millionen mehr Menschen als im WDR-Stammland Nordhrein- Westfalen (16,7 Millionen).
Indessen hält der Berliner Senat an dem Plan fest, zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg einen Nordostdeutschen Rundfunk zu gründen. Der Berliner Senat sei überzeugt, so ein Sprecher, daß bei einem Vergleich der Angebote das NOR-Konzept wegen seiner Vorteile und vieler guter Argumente „schwerer wiegen“ werde. epd
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