: Krebserreger im Schwimmbad?
■ Haloforme durch Chlorzusatz/ Untersuchung in Bremer Bädern
Wieder einmal haben ExpertInnen eine gefährliche Chemikalie in unserer Umwelt entdeckt: Durch den Zusatz von Chlor in das Wasser der Schwimmbäder entstehen die sogenannten „Haloforme“. Und die stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen.
„Das Risiko ist nicht der Rede wert“, sagt Jürgen Wiedemeyer, Prokurist der Bremer Gesellschaft für öffentliche Bäder, die die städtischen Badeanstalten betreibt. Wiedemeyer weiter: „Unser Wasser hat eine Superqualität.“
Nachdem die Haloforme ins Gerede gekommen waren, hat die Bädergesellschaft kürzlich beim Hygiene-Institut in Gelsenkirchen eine Messung des Bremer Badewassers in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Die Konzentration der Haloforme lieg weit unter dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung. Während die Verordnung vorschreibt, daß nicht mehr als 25 Mikrogramm (25 Millionstel Gramm) der Haloforme in einem Liter Wasser enthalten sein dürfen, maßen die Gelsenkirchner Experten in Bremer Hallenbädern nur etwa zehn Mikrogramm pro Liter.
Aber Entwarnung ist deshalb noch nicht angesagt. Bisher gibt es zwar einen Grenzwert für die Haloform-Konzentration im Trinkwasser, aber keinen für den Fall, daß die Chemikalie im Badewasser auftritt. das Bundesgesundheitsministerium in Bonn arbeitet zur Zeit an dem Entwurf einer neuen Badewasserverordung. Darin soll Badewasser-Grenzwert von zehn Mikrogramm festgelegt werden. Dann müßte auch die Bremer Bädergesellschaft zusehen, wie sie die Haloforme in den öffentlichen Badeanstalten verringert.
Haloforme entstehen im Badewasser dadurch, daß sich das zur Abtötung von Keimen dem Wasser beigemischte Chlor mit Hautschuppen, Kosmetikresten und Urin verbindet und dabei chlororganische Verbindungen bildet.
Zur Verringerung der Haloforme müßte deshalb weniger Chlor zugesetzt werden. Das aber ist schwierig, denn eine technisch machbare Alternative zur Reinigung mit Chlor ist nicht in Sicht.
Wenn die Freibadesaison in Bremen eröffnet wird, müssen sich die Badenden also damit damit abfinden, in haloformhaltigen Wasser zu schwimmen. Das Freibad in Horn eröffnet am 4. Mai, das Freibad Blumenthal, das Waller-See-Bad, das Stadionbad, das Schloßparkbad und das Heidbergbad in Lesum folgen am 11. Mai. och
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