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Streetwork allein reicht lange nicht aus

■ Aufgrund zunehmender Gewalt bei Jugendgruppen will Jugendsenator mehr Sozialarbeiter auf der Straße einsetzen/ 25 Stellen bereits bewilligt

Berlin. Für den Bereich Jugendgruppengewalt will Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) in den nächsten Jahren fünfzig Streetworkerstellen schaffen — je 25 in West- und Ost-Berlin. Dies würde einen Etat in Höhe von rund drei Millionen Mark bedeuten. Erfolg auf dem Weg dorthin kann Krüger schon jetzt verbuchen: 1,6 Millionen Mark für nächstes Jahr sind bereits gesichert. Das bedeutet für den Westteil der Stadt fünfzehn statt bisher zehn festangestellte Streetworker, für Ost-Berlin die Einrichtung von 10 Stellen. Hier wurden laut Krüger im Nachtragshaushalt bereits 300.000 Mark für die zweite Jahreshälfte 91 bewilligt.

Der Jugendsenator begründete sein Vorhaben mit der Zunahme von Gewalt bei Jugendgruppen. Bis Mitte letzten Jahres gab es in ganz Berlin keine festangestellten Streetworker. Einige waren bei Bezirksämtern angestellt, jedoch nur auf ABM-Basis für die Dauer von ein bis zwei Jahren. Noch vom rot-grünen Senat angeschoben, gründete sich deshalb im Juli 1990 der Verein »Gangway«, der mit drei beziehungsweise vier Streetworkern in den Bezirken Wedding, Neukölln und Kreuzberg tätig ist. Seit gestern hat der Verein in der Kreuzberger Manteuffelstraße eigene Räume.

»Der Einsatz von Streetworkern hat einiges bewirkt«, erklärte der Kreuzberger SPD-Jugendstadtrat Helmut Borchert gestern bei der Eröffnung. »In den Jugendeinrichtungen hat es früher viel mehr Zoff gegeben.« Vertrauen aufbauen, das ist für die Sozialpädagogin Petra Kolb das Entscheidende an ihrer Arbeit. Die Streetworker wollen nicht maßregeln, sondern Ansprechpartner sein, wenn es Probleme gibt. »In Kreuzberg sehen uns die meisten Jugendlichen so wie sich selbst«, meint Streetworkerin Alev Sengönül. Viele der Jugendlichen kommen aus türkischen oder arabischen Familien. Daß Alev Sengönül selber Türkin ist, wirkt sich positiv aus: »Viele kommen mit familiären Problemen lieber zu mir. Vieles, was einen bewegt, kann man in der Muttersprache besser ausdrücken.« Neben familiären Schwierigkeiten gilt die Aufmerksamkeit der Streetworker vor allem den Bereichen Schule, Ausbildung und Freizeit. Über Freizeitaktionen bieten sie den Jugendlichen Möglichkeiten, gewaltlose Formen der Auseinandersetzung zu üben.

Doch ohne Nachfolgeinstitutionen wie Übergangswohnungen, Berufsprojekte, Beratungsstellen und Freizeitstätten ist auch die Arbeit der Streetworker relativ sinnlos. Man dürfe diese Einrichtungen deshalb nicht gegeneinander ausspielen, warnte Jugendsenator Krüger. Trotz der angespannten Haushaltslage wolle er sich für ein Netzwerk verschiedener Ansätze zur Bewältigung des Gewaltpotentials einsetzen. maz

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