: Drei Kronen, Ahornblätter oder doch die roten Sputniks?
Da plätschert die Eishockey-Weltmeisterschaft in Finnland so langweilig lau dahin, daß man Angst haben muß, das WM- Eis würde bald schmelzen. Und mit einem Mal ist es so spannend heiß geworden im Kampf um die Krone der Puckjäger, daß man erst recht um den Aggregatzustand der Spielfläche fürchten muß.
Vor dem letzten Spieltag träumen noch drei Teams vom Weltmeistertitel. Die Sowjetunion und Kanada trennten sich 3:3. Die „Ahornblätter“ trotzten mit ihren zwei eingeflogenen NHL-Profis Bob Blake und Russ Courtnell den sowjetischen Eissputniks. Die Spieler von Trainer Tichonow gerieten zum ersten Mal bei diesem Turnier in Rückstand, als die Kanadier nach 24 Sekunden des zweiten Drittels 10.000 Zuschauer mit dem 2:1 erfreuten. Die Kanadier lauern nun mit 2:2 Punkten und dem leichten Gegner USA auf ein Unentschieden im Spitzenspiel, das sie zum 55. Weltmeister machen könnte.
Aber zum Schluß kommt es zum echten Endspiel der Sowjetunion gegen die schwedischen „Tre Kronors“, die die US-Amerikaner klar mit 8:4 abfertigten. Als Schweden nach 27 Minuten 5:0 führte, drosselte das Team von Conny Evensson deutlich das Tempo und schonte klug Kräfte für das Endspiel. „Den Rechenschieber benötigen wir nicht“, prophezeit Coach Evensson selbstbewußt, „wir holen den fünften Titel aus eigener Kraft.“ Dafür winken jedem schwedischen Spieler 30.000 DM Siegprämie. UdSSR-Trainer Tichonow hat kein Geld und braucht auch keins: „Die Jungs wissen, was die Stunde geschlagen hat. Weltmeisterschaften sind das Größte im Eishockey.“ Zu diesem Thema kann auch der neue Bundestrainer einige Vorträge halten. Ludek Bukac, der die CSFR 1985 auf den Eishockey-Thron hievte, übernahm nach den miserablen Leistungen der deutschen Puck-Profis ab sofort das Amt des Nationalcoachs. Ladislav Olejnik und Erich Kühnhackl kehren auf die Trainerbänke in Freiburg und Landshut zurück. Bukac erhielt einen Vertrag bis zur WM 1993. Foto: Reuter
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