: Iran-Geiseln bringen Bush ins Zwielicht
Washington (taz) — Die erneuten Anschuldigungen gegen George Bush und andere Mitglieder der Wahlkampfmannschaft Ronald Reagans, im Jahre 1980 mit dem Khomeini-Regime ein geheimes „Geiselabkommen“ getroffen zu haben, hinterlassen in der Bush-Administration Spuren. Dem Ex-Präsidenten des Iran, Abolhassan Bani-Sadr, wurde jetzt die Einreise in die USA verweigert.
Bani Sadr, der nach seiner Ablösung durch Khomeini im Juni 1981 ins Pariser Exil gegangen war, wollte in den USA die amerikanische Ausgabe seines in Frankreich bereits 1988 erschienenen Buches über die Deals des iranischen Regimes mit den USA vorstellen. Bani Sadr behauptet, er habe Beweise für ein „Geheimabkommen“ zwischen Anhängern der Wahlkampfmannschaft des damaligen Präsidentschaftskandidaten Ronald Reagan und der iranischen Führung. „Der alleinige Grund“, so schreibt Bani-Sadre in dem Buch My turn to speak, „war, (Präsident) Carters Wiederwahl durch die Aufschiebung einer Freilassung der Geiseln vor der Novemberwahl zu verhindern“. Führende Rollen bei diesem „Kuhhandel“ haben laut Bani Sadre auf US-Seite der jetzige Präsident George Bush, auf iranischer Seite der derzeitige Präsident Haschemi Rafsandschani und Khomeinis Sohn Ahmed gespielt.
Die Diskussion über ein solches Geheimabkommen war in den USA vor zwei Wochen wieder aufgeflackert, nachdem der ehemalige Carter- Berater Gary Sick neue Indizien für Kontakte zwischen Mitgliedern der Reagan-Kampagne und des iranischen Regimes im Herbst 1980 veröffentlicht hatte. Im Kongreß streitet man sich nun, ob ein Untersuchungsausschuß zu diesen Vorfällen eingerichtet werden soll.
Offiziell wird das Einreiseverbot für Bani-Sadre mit dessen Rolle während des Geiseldramas in Teheran begründet. Ein solches Einreiseverbot, so die Sprecherin des US-Außenministeriums, Margaret Tutwiler, bestehe für alle Personen, die Gewalt gegen Mitglieder der US-Regierung befürwortet hätten.
Doch mittlerweile scheint man im State Department einzusehen, daß ein Einreiseverbot für Bani-Sadre mehr politischen Schaden anrichten könnte als dessen Promotiontour für ein zwei Jahre altes Buch. Am Donnerstag empfahl das State Department den Kollegen im Justizministerium, das Einreiseverbot für den iranischen Ex-Präsidenten wieder aufzuheben. Rolf Paasch
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