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Bonn apart: Von Nationalisten und Kommunisten

■ Was Wolfgang Thierse sich so alles anhören muß

Ach so, haben wir gedacht, als uns folgende Geschichte zu Ohren gekommen ist, ach, so hat Wolfgang Herles das mit dem „Nationalrausch“ gemeint. Der Verfasser des Buches und Leiter des Bonner ZDF-Studios, selbst BRD-Nationalist, kritisiert den deutschen Nationalismus. Oder wie sollte man sonst jemanden bezeichnen, von dem solcherlei zu hören ist: Es war vor ein paar Tagen, im Fernsehstudio, nach einer Talkshow zur endlosen Hauptstadt-Debatte. Herles hatte erregt für Bonn gestritten. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse aus der Ex-DDR hatte dringend zum Umzug nach Berlin geraten. Anschließend, hinter den Kulissen, sagte Thierse zu Herles: „Ich will mal ganz direkt äußern, was ich eben, wie schon so oft, empfunden haben. Ich glaube, es wird noch Jahre dauern, bis wir Ostdeutschen für die Westdeutschen willkommen sind.“ Darauf fauchte ihn Wolfgang Herles an: „Wir im Westen haben 40 Jahre lang alles richtig gemacht. Es gibt keinen Anlaß, irgend etwas zu ändern. Auch nicht die Hauptstadt.“

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Oooh, wie traurig! Der vierzigjährige Lehrer ist ausgestorben! Behauptet jedenfalls der Deutsche Philologenverband in einer Presseerklärung zum Lehrermangel. Ob wir den Guten demnächst im Museum wiedersehen? Direkt neben dem Dinosaurier?

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Schließlich ein kleiner, aber delikater Nachschlag zum Thema Grüne und Presse: Heinz Suhr, Pressesprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und harter Realo. Ihm hatten kritische Berichte aus der jüngsten Zeit über Mitglieder seiner Fraktion nicht gepaßt. Ganz nach Art des guten alten McCarthy ging er vergangenes Wochenende auf dem Parteitag der Grünen in Neumünster dagegen an. Was der betreffende Journalist geschrieben habe, sei falsch. Dies erzählte er über den Verfasser der nachweislich richtigen Berichte herum. Außerdem, so flüsterte Suhr es vornehmlich anderen Medienvertretern, sei man die „miese Tendenzschreibe“ des Kollegen ja gewohnt, der überdies eine kommunistische Vergangenheit habe... Ferdos Forudastan

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