: Notnagel auf dem Schleudersitz
■ Bremen gegen Bayer 1:1 / Schwung erst in der zweiten Halbzeit
Jürgen Gelsdorf, Fußballtrainer bei Bayer 04 Leverkusen, ist nicht zu beneiden. Bei seiner millionenschweren Werksmannschaft läuft es nicht so recht, und er wird für alles verantwortlich gemacht. Ob es die Umstellungsschwierigkeiten der ladegehemmten Ex
Nach dem 0:1 der 1:1-Ausgleich durch Allofs — schon genug Grund zum Jubel im Bremer Weserstadion? Foto: Tristan Vankann
DDR-Stürmer Kirsten und Thom sind oder die Formkrise anderer Leistungsträger — schuld ist wie immer der Coach. Daher trachtet das Bayer-Management offensichtlich danach, dem allerorts anerkannten Trainer zum Saisonende zu kündigen — obwohl die Mannschaft trotz aller Widrigkeiten zuletzt 6:2 Punkte geholt und den UEFA-Cup-Platz vor Augen hat. Ernst Happel, Rainhard Saftig, zuletzt gar Hans Krankel — kaum ein namhafter Fußballehrer, der in den letzten Wochen nicht gehandelt worden wäre für den Trainerjob beim Pillenklub. Jügen Gelsdorf zu seiner ungewissen Zukunft: „Das ist nicht so wichtig, wichtig ist allein der Er
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folg unserer Mannschaft.“ Den hätte die Elf vom Rhein im Weserstadion bereits frühzeitig sichern können — doch Kirsten, Stammann und der ansonsten herausragende Brasilianer Jorginho vergaben die Torchancen zuhauf. So blieb es bei dem einen Glückstreffer aus der ersten Halbzeit, als ein verirrter Eckball erst auf den Kopf von Christian Schreier fiel und von dort nach beschwerlichem Flug ins Werderaner Tor platschte.
Doch obwohl ein Leverkusener Sieg gerechtfertigt gewesen wäre, war den Bremern am Ende das Glück noch einmal hold: Klaus Allofs erzielte das 1:1 und erhielt seinem Verein damit noch
einen letzten Rest Hoffnung auf die Meisterschaft. Pech also für Leverkusen, Pech aber vor allem für den sympathischen Gelsdorf.
So aber werden die Bayer- Chefs auch in den kommenden Wochen ihr doppelbödiges Spiel fortsetzen: Coach Gelsdorf scheinbar den Rücken zu stärken, dabei aber ungeniert mit anderen Trainern herumzupoussieren. Ob ihn dabei nicht doch einmal das Gefühl beschleicht, nur ein Notnagel zu sein?
Jürgen Gelsdorf, der Realist: „Mein Gefühl ist hier doch gar nicht von Interesse.“
Holger Gertz
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