: Theater-Krisen- Gipfel bei Diepgen
Abgesehen vom Brief der Schauspielbühnen-Leitung hatten auch noch weitere Theater am Wochenende Alarm geschlagen. Die im Deutschen Bühnenverein organisierten Intendanten der größeren Berliner Theater und Opernhäuser haben sich am Freitag abend zu einem »Krisengipfel« mit dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) getroffen, um »die Probleme darzulegen, die uns am Herzen beziehungsweise an der Kehle liegen«, wie es Götz Friedrich von der Deutschen Oper formulierte. Die allgegenwärtigen Sparzwänge müßten womöglich zu Schließungen an der Oper oder auch an der Schaubühne am Lehniner Platz führen, sofern nicht noch rechtzeitig andere Entscheidungen fallen. Die Erwartungen und Hoffnungen der Intendanten richten sich auf den Nachtragshaushalt 1991 für Berlin, den der Senat am Dienstag verabschieden will.
Auch das Ensemble der Schauspielbühnen, dieses größten deutschen Theaterbetriebes protestierte und zeigte sich am Samstag »entsetzt über die möglichen Konsequenzen für die Zukunft« der drei Spielstätten. Schon an anderen Bühnen, »zuletzt erschreckend demonstriert am Hamburger Schauspielhaus«, sei sichtbar geworden, »wie teuer die sogenannten billigen Lösungen sind«, heißt es in der von Walter Schmidinger unterzeichneten Erklärung des Ensembles. Das Hamburger Beispiel dürfe sich in Berlin nicht wiederholen. »Kulturpolitik muß endlich auch mit Blick auf die Zukunft betrieben werden.« Der größte deutsche Schauspielbetrieb mit einem fast täglichen Angebot von 1.600 Plätzen dürfe nicht vor dem Hintergrund aktueller Finanzprobleme in Frage gestellt werden.
Vermutlich wird den Berliner Bühnen jedoch besser geholfen werden können, als bisher bekannt, wenn auch langfristige Umstrukturierungsmaßnahmen nach der Vereinigung der Berliner Theaterlandschaft unausbleiblich sein werden. Dies war nach dem Spitzentreffen der Intendanten mit Diepgen zu erfahren, an dem unter anderem Jürgen Schitthelm von der Schaubühne, Thomas Langhoff vom Deutschen Theater, Götz Friedrich von der Deutschen Oper, Werner Rackwitz von der Komischen Oper, Alfred Kirchner vom Schiller-Theater und Volker Ludwig vom Grips-Theater teilnahmen. »Wir wollten ein Zeichen setzen«, hieß es aus Teilnehmerkreisen nach dem Gespräch.
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