: Lange Finger und eine ehrliche Haut
Die Langfinger werden immer dreister. In der Nähe von Paris wurde ein echter Polizist von zwei falschen in Uniform ausgeraubt. Auf seiner Heimfahrt wurde der Flic von einem Wagen mit Blaulicht gestoppt. „Wir sind von der gleichen Firma“, versuchte der Beamte zu erklären. Die beiden uniformierten Straßenräuber ließen sich nicht beeindrucken, zückten ihre Pistolen und nahmen ihrem Opfer Bargeld, eine Kreditkarten und die Dienstwaffe ab.
In den USA suchen sie seit zwei Jahre lang einen Bankdirektor. Der Mann hatte seine eigene Sparkasse in Bethesda bei Washington um rund 22 Millionen Dollar erleichtert. Inzwischen wird der Herr Direktor sogar weltweit mit Steckbrief („Wanted by U.S. Marshal Service“) gesucht. Jetzt erscheint der Steckbrief auch als Anzeige in der 'Herald Tribune' und erreicht damit Leser in 164 Ländern, denen eine Belohnung von 200.000 Dollar versprochen wird.
Im französischen Rochefort war es einem 17jährigen so langweilig, daß er nur noch weg wollte. Da er kein Transportmittel besaß, ging er zum Bahnhof und versuchte eine Lokomotive zu klauen. Er enterte das Monstrum und schaffte es auch die schwere Maschine in Gang zu setzten. Bevor er jedoch in Fahrt kam wurde er von Eisenbahnern überrascht, die ihn der Polizei übergaben.
Ein ebenso ungewöhnliches Transportmittel wurde von einer Gruppe Häftlinge in der mittelenglischen Stadt Sheffield entführt. Sie klauten einfach ihren Gefangenenbus, der sie zum Gericht bringen sollte. Die Knackis waren mit Rasierklingen bewaffnet, die sie an ihren Zahnbürsten befestigt hatten. Damit zwangen sie ihre Wärter sie zum Stadtrand zu chauffieren. Sechs von ihnen gelang die Flucht.
Selbstverständlich gibt es auch noch ein paar ehrliche Menschen auf diesem Planeten. Ob sich Ehrlichkeit jedoch heute noch auszahlt, darf bezweifelt werden. Das britische Boulevardblättchen 'Daily Mirror‘ kürte mit viel Brimborium einen Familienvater aus Birmingham zum „ehrlichsten Mann Großbritanniens“. Der so Geehrte hatte auf der Straße einen Sack mit Juwelen im Wert von etwa 20.000 D-Mark gefunden und ihn artig bei dem rechtmäßigen Besitzer abgeliefert. Der ehrliche Finder arbeitet bei einer Straßenmeisterei und verdient dort knapp 420 D-Mark die Woche, er ist Vater dreier Kinder und war seit 18 Jahren nicht in Urlaub. Als Finderlohn bekam er ganze 30 D-Mark, „um sich mal ein Glas genehmigen zu können“, wie der Besitzer der Juwelen, sich ausdrückte. Karl Wegmann
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