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SINGTWIEDEREINEN

SPRECHSTUNDEBEIMINFORMATIONSMINISTER  ■  GIL SCOTT-HERON

»Gil singt über Themen, die die meisten Leute nicht gerne ansprechen«, sagte einst Stevie Wonder — wenn er sich das doch nur selbst mal zu Herzen nehmen würde. Im Gegensatz zu den meisten schwarzen (und weißen) Songs, die unser gesellschaftliches Bewußtsein motivieren sollen und meist in »We Are the World«-Banalität enden, bringt Scott-Heron mehr als nur modische Gewissensbisse und leere Worthülsen. Lassen wir uns doch nichts vormachen: Fast alle Popstars, die bei diversen »Aid«-Wohlfahrtskonzerten der letzten Jahre auftraten, taten das nicht uneigennützig. Selbst wenn die Musikmillionäre angeblich ohne Gage sangen, so waren die weltweiten Fernsehübertragungen doch kostenlose Eigenwerbung und im späteren Presseinfo machte sich so eine Wohltätigkeitsveranstaltung psychologisch immer gut. Künstler wie Harry Belafonte, Nina Simone oder Gil Scott-Heron, die ihre ganze musikalische Laufbahn hindurch ziemlich konsequent kritische Töne zu den vielen Mißständen gerade in unserer westlichen »zivilisierten« Welt äußerten, waren bei derartigen Massenveranstaltungen bisher nicht dabei.

»The Revolution will not be Televised« hatte Gil Scott-Heron ganz richtig erkannt. »Revolution ist natürlich keine Sache von einem Tag«, erläuterte er den Lesern des schwarzen Herrenmagazins »Players«, »sondern ein ständiger Prozeß von Bewußtseinsbildung. Wie Malcolm X sagte: Um etwas zu ändern, braucht es Erziehung, Kommunikation, Organisiation, Aktion. Wir sind in einer schnellebigen Welt, und als in den 60er Jahren die Revolution nicht über Nacht passierte, gaben viele Leute den Glauben auf, daß sie überhaupt jemals stattfinden kann.«

Scott-Heron, 1949 in Chicago geboren, im Südstaat Mississippi aufgewachsen, kam mit 13 nach New York, studierte Englisch und Literatur, verfaßte Gedichte und Novellen. Um seine niedergeschriebenen Gedanken und Lyrik auch außerhalb von meist nur mäßig besuchten Lesungen hörbar zu machen, formierte er mit Brian Jackson die Midnight Band.

Zwar gestand Scott-Heron schon 1971 dem Jazzkritiker Nat Hentoff: »Ich bin nicht allzu optimitisch«, aber trotzdem sang er beharrlich weiterhin meist selbstverfaßte Lieder wie »The Liberation Song«, »The Get Out of the Ghetto Blues«, »Johannesburg«, aber auch über Themen, die die Rassengrenzen überschreiten, uns alle etwas angehen: über Arbeitslosigkeit und Armut, Korruption und illegale Arbeitsvermittlung, »The Bottle« über Alkoholismus, »Angel Dust« und »Home is Where the Hatred Is« (ein Hit für Esther Phillips) über Drogen, »Shut 'em Down« und »We Almost Lost Detroit« über AKW-Unfälle, und Stücke, deren Titel sich selbst erklären: »Third World Revolution«, »The Klan« und »Save the Children« (ein anderer Song als der gleichnamige Plattentitel von Bobby Womack). »In erster Linie bin ich Aufklärer und Erzieher, Vermittler von Erfahrungen«, erklärt Gil Scott-Heron und nennt sich selbst aus diesem Grund »Informationsminister«. G.Hessig

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