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Großtagebau Jänschwalde bedroht weitere Dörfer in der Lausitz

Cottbus. Müssen auch zukünftig Lausitzer Dörfer dem Großtagebau Jänschwalde weichen? Diese Frage gehört derzeit in der Cottbuser Region zu den heißdiskutierten Themen. Während die BewohnerInnen der betroffenen Dörfer verlangen, daß die Bagger künftig einen großen Bogen um ihr Heimat machen, wollen die Vertreter der Lausitzer Braunkohlen AG (LAUBAG) dazu bisher keine Aussage machen. Ist doch mit Jänschwalde das modernste Kraftwerk Ostdeutschlands ein sicherer Abnehmer der Kohle und seine Nachrüstung mit Umwelttechnik schon beschlossen. Auch der zweite für das Kraftwerk arbeitende Tagebau, Cottbus-Nord, müßte Dörfer abbaggern. Wird allen Protesten von Gemeinden stattgegeben, steht die Versorgung des Kraftwerks aus umliegenden Förderstätten in einigen Jahren in Frage. Jänschwalde und Cottbus- Nord gehören außerdem zu jenen effektiven Tagebauen, auf denen das Bergbaunternehmen seine Zukunft aufbauen will. Demgegenüber wollen die BewohnerInnen der umliegenden Dörfer, daß Kohle aus Polen importiert wird. Das stößt auf wenig Gegenliebe bei der LAUBAG. Sie argumentiert mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen, höheren Entschädigungen für Grundstücke und Häuser sowie der Sicherung der Stromerzeugung.

Die Landesbehörden stehen derzeit zwischen den BürgerInnen, die ihre Heimat behalten möchten, den Bergleuten, die um ihren Arbeitsplatz bangen, und der LAUBAG, die auf Einhaltung des gesetzlichen Entscheidungsweges pocht. Landesgesetze zum Bergbau und zum Umweltrecht fehlen noch. Auch das neue Energiekonzept der Bundesregierung steht noch aus. Zu vermuten ist jedoch, daß sich mit ihm die Grundsätze gegenüber denen der Altbundesrepublik nicht wesentlich ändern werden. Aus ökonomischen und politischen Gründen steht ein Energiemix aus der Verstromung von Stein- und Braunkohle, Erdgas, Öl sowie Kernkraft auf der Tagesordnung. Der Atomstrom mit seinem erheblichen Anteil an der Energieerzeugung ist so unbeliebt wie die Kohleförderung. Ein Ausstieg aus beiden ist nicht zu erwarten und würde zu immensen wirtschaftlichen Belastungen führen. Der Golfkrieg mit seinen gravierenden Auswirkungen auf den Erdölpreis wird die Bundesregierung zusätzlich veranlassen, auf einem hohen Sockel heimischer Energieträger zu beharren. Technische Probleme der polnischen Kohleförderung, Qualitäts- und Transportfragen sowie grenzüberschreitende Umweltbelastungen stehen dem Abschieben der ungeliebten Förderung zum Nachbarn entgegen. adn

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