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In Bangladesch brechen Seuchen aus

■ Eine Woche nach der Sturmflut trifft die Hilfe für die Opfer nur schleppend ein/ Ganze Regionen sind immer noch von Hilfslieferungen abgeschnitten/ Regierung verfügt nur über 13 Hubschrauber

Dhaka (ap/dpa/wps/taz)— Mehr als eine Woche nach der Sturmflutkatastrophe in Bangladesch haben weitere Wirbelstürme das völlig verarmte Land erneut mit Tod und Verwüstung überzogen. Die Meteorologen des Landes warnten am Donnerstag vor einer Fortsetzung der Kette von Wirbelstürmen mit einem neuen schweren Sturm in der zweiten Monatshälfte. Die Hilfe für die Überlebenden der Katastrophe traf wegen des Mangels an Transportflugzeugen und Hubschraubern weiterhin nur schleppend ein.

In Südbangladesch, das am Dienstag vor einer Woche von einer verheerenden Sturmflut heimgesucht wurde, breiten sich inzwischen immer weiter Seuchen aus. Nach Angaben von Ärzten und Hilfsorganisationen sind bisher 3.000 Menschen der Ruhr zum Opfer gefallen. Ein Sprecher der US-Hilfsorganisation Care erklärte in der Hauptstadt Dhaka, zehn Millionen Menschen, die durch die Sturmflut obdachlos wurden, seien vom Hunger und Mangel an Trinkwasser sowie von Ruhr und Cholera unmittelbar bedroht.

Die nur langsam eintreffenden Hilfslieferungen werden täglich von lediglich 13 Hubschraubern sowie über den Landweg von Dhaka nach Chittagong verteilt. Die Hubschrauber werfen im Dauereinsatz Reis und Behälter mit Trinkwasser über den unzugänglichen Inseln ab.

„Wir brauchen mehr Hubschrauber, jedes Angebot aus dem Ausland wäre eine Hilfe für uns“, sagte Informationsminister Mansur Moula am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Jüngsten Schätzungen zufolge, erreichte die Gesamtzahl der Todesopfer in der vergangenen Woche 200.000. Die Regierungszeitung 'Dainik Bangla‘ sprach am Mittwoch sogar von 500.000.

Doch alle Schätzungen über die Zahl der Opfer der Katastrophe können nur allgemeine Größenordnungen andeuten. In diesem Land, das zu den ärmsten der Welt gehört und in dem auch die genaue Bevölkerungszahl (um die 110 Millionen) nicht bekannt ist, sind die Kommunikationsleitungen mit weiten Teilen des Landes immer noch unterbrochen.

Doch welche Zahlen auch immer nun genannt werden, die jüngsten Katastrophen haben unschätzbare Schäden verursacht. Bangladesch, wo die Landwirtschaft die Lebensgrundlage von etwa 85 Prozent der Bevölkerung ist und doch zwei Drittel der BäuerInnen landlos sind, wo die Hälfte der Babies bereits bei der Geburt unterernährt sind, gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf der Bevölkerung liegt in Bangladesch bei 170 Dollar im Jahr. In Westdeutschland ist diese statistische Größe mehr als 100 mal so hoch.

Durch die Überschwemmungen sind ganze Dörfer vernichtet, ganze Inseln untergegangen. Salzwasser hat, drei Wochen vor der Ernte, Millionen Hektar von Reisfeldern überflutet, Lagerhäuser, Schulen, Hospitäler, Straßen beschädigt oder zerstört.

Und um die Situation noch schlimmer zu machen, hat der Wirbelsturm Bangladesch in einem Moment heimgesucht, als das Land gerade versuchte, sich von den Folgen der Golfkrise und des Krieges wieder zu erholen. Allein die Rechnung für den Import von Erdölprodukten hatte sich im vergangenen Herbst um 500 Millionen Dollar erhöht. Durch die Golfkrise waren auch die meisten von etwa 100.000 Bangladeschi-Arbeitsmigranten gezwungen worden, aus Kuwait und Irak zurückzukehren. Dies hatte den Druck auf die von massiver Arbeitslosigkeit gekennzeichneten Wirtschaft noch verstärkt. Die Regierung unter Frau Zia, die im Dezember aus den ersten demokratischen Wahlen nach über 15 Jahren Militärdiktatur hervorgangen ist, steht nun vor einer schier unlösbaren Aufgabe. li

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