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Kritik am Atomkurs der IGBE-Führung

Dortmund (taz) — Der bisherige Chef der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE), Hans Berger, ist gestern erneut zum Vorsitzenden seiner Organisation gewählt worden. 95,2 Prozent der 400 Delegierten, davon 150 aus den neuen Ländern, votierten auf dem ersten gesamtdeutschen IGBE-Kongreß für Berger. In der Aussprache über den Geschäftsbericht war der IGBE-Chef am Tag zuvor wegen seiner atomfreundlichen Äußerungen von mehreren Delegierten heftig kritisiert worden. Die von Berger in mehreren Interviews signalisierte Zustimmung zum Bau neuer Atomkraftwerke habe der IGBE „nicht zum Vorteil gereicht“, hieß es. Andere Delegierte plädierten dafür, das gewerkschaftliche Ziel, den „baldmöglichsten Ausstieg aus der Kernenergie“ weiter zu verfolgen. Dem neuen geschäftsführenden Vorstand der IGBE gehören drei Mitglieder aus den neuen Bundesländern an. Während die beiden männlichen Kandidaten aus dem Osten deutlich weniger Stimmen erhielten als ihre Westkollegen, votierten 348 der 400 Delegierten für die aus Thüringen stammende Gabriele Glaubrecht. Zum ersten Mal in der über 100jährigen Geschichte der IGBE zog damit eine Frau in das oberste Führungsgremium der Bergarbeitergewerkschaft ein. Ein Interview von Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann hat die Emotionen auf dem Kongreß heftig angeheizt. In dem Interview hatte Mölleman die Erfüllung des sogenannten Jahrhundertvertrages, der bis 1995 die Verstromung der Steinkohle mittels erheblicher Subventionen garantiert, zur Disposition gestellt. In einer einstimmig verabschiedeten Entschließung forderte der Kongreß Bundeskanzler Kohl auf, öffentlich klarzustellen, daß er die „Kohle-Kahlschlagpläne“ von Möllemann nicht verwirklichen werde. J. S.

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