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AUSMANCHESTER

RAVE-BANDOHNERAVE  ■  INSPIRAL CARPETS

Mit Rüschenhemden und Pilzköpfen ausgerüstet könnte man die Inspiral Carpets für eine Sixties-Band halten, die revivalend durch die Lande zieht, in der Hoffnung, daß im Sauerland keiner merke, wie mega-out Rüschenhemden- und Pilzköpfe-Tragen sind. Stattdessen sind die Inspiral Carpets aber giga-in, zelebrieren sie doch das Revival des Sixties-Revivals, und das ist also echt mal Kunst jetzt.

Ganz so einfach ist es natürlich auch für Manchesteraner (vergleichbar mit Münsteraner, auch wenn andere Mancunians sagen, ohne eine bestimmte Blumensorte zu meinen, wahlweise Petunien, die es auch hierzulande gibt, und die natürlich viel mit den Sixties zu tun gehabt haben, Blumenkinder und so weiter... also — Popblüten aus Manchester, das klingt auch sehr schön) nicht, da muß dieser Dingsdabumsda... Rave... schon seine Finger im Spiel haben. Aber jetzt kommt's: Inspiral Carpets sind eine Rave-Band ohne Rave, nichts zu machen. Sie spielen ganz wunderbare Psychedelia-Kiffer-Wunderwarzenschwein- Comic-les-und-wie-immer-nichts-versteh'-Musik, zu der das Publikum zwar diesen Rave tanzt, aber vor allem — muuht. Seltsam, nicht; die dödeln auf der Farfisa-Orgel und es groovt ein bißchen und dann muuhen zweitausend Leute, und die auf der Bühne finden das gut, freuen sich darüber, was den Leuten zu ihrer Musik einfällt.

Dazu weiß auch die Plattenfirma eine schöne Geschichte: »Hinter dem Kuh- Logo, dem bandeigenen Label und Muuh!-Rufen steht eine anekdotenhafte Entwicklung. Vor drei (?) Jahren waren Clint Boon und Martyn Walsh (Orgel und Baß der Band) auf dem Lande zum Picknick mit ihren Freundinnen, als plötzlich eine Kuhherde sich für ihre Freßkörbe interessierte. Clint zückte die Kamera und schoß einige Dias, die später bei Konzerten gezeigt wurden.«

Und was soll man von einem mit Acid und Ecstasy vollgepumpten Konzertbesucher wohl erwarten, wenn er mittendrin und drauf eine überdimensionale Kuh erblickt? — Richtig, er muuht (manche kichern wahrscheinlich auch und können dann den Speichel nicht halten, das ist dann weniger schön). So brauchten sich die Inspiral Carpets keine Sorgen machen, ob Haarschnitt und Hitparadentauglichkeit sich mit jugendlichem Rausch verstünden.

Inspiral Carpets sind sicher Kandidaten für das Highlight des Jahres. Allein schon, weil sie es wagen, diese schottischen Hochland-jaul-und-zubrei-Gitarren mit kurzen, prägnanten Farfisamelodien zu paaren, an alte Teardrop Explodes- Stimmungen anzuknüpfen, aber Julian Cope in einen Acid-Häusler verwandeln. Weil sie 60ies und 90ies verdrehen, umkehren und auflösen. Weil sie Pop sind. Und nach den Doors klingen. Harald Fricke

UM20UHRIMQUARTIER

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