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Kriminalität steigt 50% mehr Drogentote

■ Polizei befürchtet „Anpassung“ in neuen Ländern Aufklärung bei 47%/ Mehr als 2.000 Tötungsdelikte

Bonn (dpa) — Die Kriminalität in Deutschland ist mit Diebstahl, Raub und Mord weiter im Ansteigen. Die Behörden befürchten, daß sich die Verbrechenslage in den fünf neuen Bundesländern sowohl qualitativ wie quantitativ schon bald der Situation in der alten Bundesrepublik anpassen wird. Dies erklärten Experten des Bundesinnenministeriums am Montag abend in Bonn bei der Vorlage der polizeilichen Kriminalstatistik für 1990, die letztmals nur für die alten Bundesländer gilt.

Im vergangenen Jahr wurden rund 4,4 Millionen Delikte verübt, etwa 100.000 mehr als 1989. Mit 47 Prozent wurden dabei weniger als die Hälfte aller Verbrechen aufgeklärt. Beunruhigend sei nach wie vor das stetige Ansteigen der Rauschgiftkriminalität. Die Zahl der Delikte stieg zwischen 1989 und 1990 um 10,2 Prozent auf 103.629 Fälle. Im vergangenen Jahr wurden 2.387 Menschen bei Verbrechen getötet, das sind zwei Personen mehr als im Vorjahr. An der gesamten Verbrechensstatistik ist die Gewaltkriminalität jedoch „nur“ mit 2,5 Prozent beteiligt. Den weitaus größten Anteil haben die Diebstahlsdelikte mit gut 60 Prozent, gefolgt von Sachbeschädigung (8,9 Prozent) und Betrug (6,6 Prozent).

Die Zahl der Drogentoten in Westdeutschland erhöhte sich innerhalb eines Jahres um rund 50 Prozent auf 1.478 Opfer. Parallel dazu stiegen auch die Zahlen der Rauschgiftdelikte insgesamt, der sichergestellten Drogen und der polizeilich festgestellten Erstkonsumenten.

Nach der auf das Gebiet der alten Bundesrepublik beschränkten Statistik nahm die Rauschgiftkriminalität 1990 im Vergleich zum Vorjahr um 10,2 Prozent auf 103.629 Fälle zu — das sind gut 165 Fälle auf 100.000 Einwohner.

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