: VONJANPOHRIBNYS
FOTOKUNST ■ SURREALE FOTOGRAFIEN
In den Landschaftsfotografien des tschechischen Künstlers Jan Pohribny spielen sich seltsame Dinge ab: Vor einem diesigen Horizont recken sich graue Felsen in die Höhe. Auf ihrer Spitze balancieren weitere Brocken im unsicheren Gleichgewicht, so unwahrscheinlich, daß sie mehr schwerelos als drückend dargestellt sind. Vom Himmel fallen Sterne. Ganze Feuerregen gehen nieder und lassen bunte Brandspuren auf dem Gestein zurück, wenn sie nicht, wie in anderen Bildern, im Wasser verlöschen. Erde und Himmel, Feuer und Wasser verbinden sich in den Fotografien zu einer mythischen Einheit. Vor die natürlichen Strukturen stellt sich eine zweite Natur: Naturwunder.
Die surrealen Sujets des Prager Fotografen visualisieren eine poetische Bilderwelt. Es werden magische Erscheinungen in der Natur mit den stilistischen Mitteln aus Farbe, Licht und überlangen Belichtungszeiten erzählt, die die Motive zu Kulissen für Spuk- und Geistergeschichten werden lassen. Zugleich durchdringen die Abbildungen eine merkwürdige Atmosphäre der Zauberei, da Pohribny Gegenstände im Bild manipuliert und Vermischungen von Mitteln in der sonst klaren Natur konstituiert. Imaginäre Linien ziehen sich dann über weite Felder. Aus Eis scheint Feuer geboren und — wie gesagt — Steine scheinen miteinander zu tanzen.
Pohribnys Fotografien nehmen Traditionen der amerikanischen »Land art« ebenso auf wie die surrealen Bilderwelten der tschechischen Fotoavantgarde der 20er und 30er Jahre. Dort ist das überraschende und Widernatürliche in einen neuen Zusammenhang gestellt. Zeit und Ort sind zu wunderlichen Handlungen befähigt. Die ästhetisierenden Landschaftseingriffe Jan Pohribnys demonstrieren gleichzeitig eine Verweigerung des Dokumentarischen. Die Kraft der Bilder und die visuelle Erfahrung des Realen sind spielerischen und absurden Gags gewichen; eine Methode, die gleichfalls aus der visuellen Erfahrung langer, autoritärer wie irrealer Bildwelten zu kommen scheint. rola
BIS26.5.INDERBROTFABRIK,MI—SO15-20UHR
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