: „Historische Chance nutzen“
■ Beim nationalen Hörfunk drängt der Deutschlandfunk-Intendant auf rasche Entscheidung
Vor Journalisten in Berlin appellierte der Intendant des Deutschlandfunks, Edmund Gruber an die politischen Verantwortlichen, die historisch einmalige Chance eines länderübergreifenden Hörfunks im zusammenwachsenden Deutschland entschlossen zu nutzen. „Nach bald 600 Tagen umfassender Diskussion über einen Hörfunk der Information und Intergation“, so der Intendant, „ist es an der Zeit, Tatsachen zu schaffen.“ Gerade im schwierigen Prozeß der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Integration sei es unverständlich, daß ein so wichtiges Medium des Austausches und der Verbindung in der gegenwärtigen Situation nicht genutzt werde. Im Hinblick auf die unterschiedlichen organisatorischen Konzepte (wir berichteten) wies er darauf hin, daß es allerdings eine Illusion sei, zu glauben, daß alle Institutionen erhalten bleiben. Alle Betroffenen und Beteiligten müßten Opfer bringen. „Denkmalschutz ist im Rundfunk nicht möglich“, allerdings soll das Ausbluten eines intakten Fnkhauses verhindert werden. Damit wandte sich Gruber gegen das von Rias-Intendant Drück vorgeschlagene Modell, das zwei nationale Hörfunkketten vorsieht.
Während der Rias unter das Dach des ZDF will, votiert der Intendant des Deutschlandfunks für eine dritte öffentlich-rechtliche Säule, sprich ein eigenes Haus, das ein nationales Hörfunkprogramm aus Köln, sowie ein aus Berlin kommendes Kulturprogramm ausstrahlen soll. In diesem Modell hätten sowohl der Rias, als auch der Deutschlandsender Kultur die Chance, „ihre Programmerfahrung, Identität und Interessen optimal einzubringen“, so Gruber. Angesichts einer Gebührenerhöhung von „lediglich 35 Pfennig“, müsse den Ministerpräsidenten, die demnächst über die Organisationsform des nationalen Rundfunks befinden den, die Entscheidung leichtfallen.
Weiter wies der Intendant darauf hin, daß nun alle Gremien des Deutschlandfunks geschlossen hinter dem Konzept stünden. Noch Anfang des Jahres hatte der Personalrat des DLF mehrheitlich für eine Übernahme des Kölner Senders durch das ZDF gestimmt. k.s.
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