Haase will Autobahn Neukölln schon 1992 bauen

■ Verkehrssenator will Baubeginn vorziehen/ Bürgermeister fordert U-Bahn-Ausbau bis S-Bahn-Ring und Schönefeld

Neukölln. Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) hofft, daß seine Verwaltung mit dem Bau des Autobahnzubringers Neukölln schon im kommenden Jahr beginnen kann. Bei seinem gestrigen Besuch in Neukölln (320.000 Einwohner) erklärte Haase, daß für einen vorgezogenen Baubeginn das Beschleunigungsgesetz des Bundesverkehrsministers »hilfreich zur Seite stehe«. Krauses Gesetz schränkt beim Straßenbau die Mitspracherechte betroffener Bürger ein und verkürzt Planfeststellungsverfahren. Allerdings hält das Stadtplanungsamt einen Baubeginn vor Mitte der neunziger Jahre für unwahrscheinlich, weil sechs Bebauungspläne geändert werden müßten.

Frank Bielka (SPD), Bürgermeister von Neukölln, bat bei einer Busrundfahrt den Senator, seinen Bezirk zum verkehrspolitischen Schwerpunkt der Senatspolitik zu machen. Schließlich seien die Verkehrsströme von Ost nach West und von Nord nach Süd nicht mehr zu bewältigen. Der Ausbau des Flughafens Schönefeld werde zusätzliche Belastungen für den Bezirk bringen. Bielka hält den schnellstmöglichen Ausbau der U-7 bis Schönefeld, der U-8 von Leinestraße bis zum S-Bahn-Ring sowie den Bau einer zusätzlichen Stadtstraße parallel zum Teltowkanal und des Autobahnrings bis zum Treptower Park für notwendig. Auch die Karl-Marx-Straße solle ausgebaut werden. Ecke Flughafenstraße ist ein neues Einkaufszentrum geplant, der Altbau Nummer 74 soll dem weichen, erzählte der SPD-Politiker.

Zusammen mit Baustadtrat Bodo Manegold (CDU) wendete sich der Bürgermeister gegen Pläne des Nachbarbezirks Kreuzberg, die Brücke am Ende der Wiener Straße nur für Fußgänger und Radfahrer zu öffnen. Über die Pannierstraße werde der Autoverkehr ins Maybachufer gedrängt, um über die Harzer und Elsenstraße Treptow zu erreichen. »Die Lebensqualität der Kreuzberger geht so auf Kosten der Neuköllner«, bemängelte Bielka. Er kritisierte auch, daß durch die verstärkte Benutzung des Flughafens Tempelhof der Lärm und die Luftbelastung zugenommen haben. Nach einer Schließung des Flugplatzes könnten die frei werdenden Flächen für die dringende Erweiterung des Bades am Columbiadamm und für Sportplätze und Freizeitflächen genutzt werden, hoffte Manegold.

Die drei Industriegebiete an der Grenzallee, Gradestraße und Kanalstraße (u.a. ein Kabelwerk, eine Meiereizentrale, Zahnpasta-, Kaffee-, Herzschrittmacherproduktion) sollen an die vorhandenen Wasserwege angebunden werden. Der Teltowkanal soll der Europaschiffsnorm angepaßt werden.

Tempo-30-Zonen waren gestern kein Thema, weil vor Haases Stopp bis auf acht alle geplanten eingerichtet werden konnten. Busspuren sind nicht geplant. Dirk Wildt