Koalition will an Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht rütteln

Hamburg (dpa) — Die Bonner Koalition will an der gesetzlich verankerten Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht rütteln. Politiker der Union und der FDP wiesen am Donnerstag die Forderung nach der Wiedereinführung von sogenannten Karenztagen zurück. Der Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion Heribert Scharrenbroich sagte, die erneute Diskussion über eine Beschneidung der Lohnfortzahlung sei „nicht seriös“. Ein entsprechender Vorstoß des Bonner FDP-Abgeordneten Dieter Thomae ziele darauf, „Hardliner in den eigenen Reihen zu beruhigen“. Sowohl Arbeitgeber-Präsident Klaus Murmann, der ebenfalls eine Änderung verlangt hatte, als auch Thomae wüßten, daß es dafür keine Mehrheit im Parlament gebe.

Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP hatte am Mittwoch für ein Stufenmodell bei der Fortzahlung in Krankheitsfällen plädiert, „wo man ab dem ersten Tag beispielsweise den Lohn um 30 Prozent kürzt, am zweiten Tag um 25 Prozent und am dritten Tag vielleicht um 20“. Als „ersten persönlichen Denkanstoß“ bezeichnete der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto Solms, am Donnerstag die Äußerungen seines Parteikollegen. Die FDP stelle die Lohnfortzahlung nicht in Frage. Die große Zahl von „Kurz-Krankmeldungen“ mache aber eine Diskussion erforderlich, wie dieses für die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft schwerwiegende Problem gelöst werden könne.

Scharfe Kritik an dem Thomae- Vorschlag kam auch von den Gewerkschaften. Die IG Bau, Steine, Erden in Frankfurt bezeichnete die Lohnfortzahlung vom ersten Krankheitstag an als eine der „existenziellen Errungenschaften nach dem Kriege“.