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Schweiz: Solarzellen statt Atombomben

■ Schweiz will das Uran verkaufen, mit dem man vor 45 Jahren die Atombombe bauen wollte

Bern (ap) — Die Schweiz sucht einen Käufer für mehrere Tonnen Natururan, das in den 50er Jahren für den Bau von Atomwaffen angeschafft worden war. Das Paul-Scherrer-Institut in Würenlingen im Kanton Ahrgau, wo das Uran gelagert wird, bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der Schweizer 'Wochen-Zeitung‘. Das Institut (AG) will mit dem Verkauf Platz für ein Solarzellen-Projekt schaffen.

Im Jahr 1946 hatte der damalige Bundespräsident Karl Kobelt einer „Studienkommission für Atomenergie“ den Auftrag erteilt, „die Schaffung einer schweizerischen Bombe oder anderer geeigneter Kriegsmittel, die auf dem Prinzip der Atomenergie beruhen“, in die Wege zu leiten.

Über ein geheimgehaltenes Dreiecksgeschäft mit Belgien und Großbritannien wurden bis 1954 zehn Tonnen Uran beschafft, die zunächst in die Pulverfabrik Wimmis im Kanton Bern gebracht wurden.

Die Atomwaffenpläne wurden dann Ende der 60er Jahre begraben, als die Schweiz den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnete. Von den zehn Tonnen Natururan lagert das Institut heute noch 5,5Tonnen, die restliche Menge wurde dem Zeitungsbericht zufolge im Versuchsreaktor „Diorit“ in Würenlingen eingesetzt.

Die Schweiz will nun einen Teil des übriggebliebenen Urans verkaufen, weil es einem Solarzellen-Projekt im Weg steht, wie Institutssprecher Martin Jermann bestätigte. Allerdings dürfte es schwierig sein, einen Käufer zu finden, da die Menge für eine Aufbereitung zu Brennstäben für ein Kernkraftwerk zu gering sei.

Ein Atomkraftwerk von der Größe Gösgens brauche beispielsweise pro Jahr rund 100 Tonnen Natururan, erklärte Jermann. Auch für Forschungszwecke sei es wegen unterschiedlicher Qualitäten nicht gut geeignet.

Sollte kein Abnehmer gefunden werden, müßte das Uran wohl in Beton eingegossen und als schwachradioaktiver Abfall in ein Zwischenlager gebracht werden.

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