Personenführung #167: Gereon Asmuth: Das Zahlengenie

Mit Mathematik kennt er sich aus. Seit 25 Jahren schreibt Gereon Asmuth für die taz. Einst als Praktikant, inzwischen ist er Co-Leiter des Regieressorts der taz.

Gereon goes Babylon: Wie der Kommissar aus der Serie Bild: taz

Von SIMONE SCHMOLLACK

„Mathematik ist eine herrliche Sache. Gerade für Journalisten, denn anhand nüchterner Zahlen kann man schnell, einfach und plausibel Sachverhalte erklären.“ Wer schreibt solche Sätze? Jedenfalls kaum eine:r der Redakteur:innen in der taz. Die meisten stehen mit Zahlen nämlich auf Kriegsfuß. Bis auf einen: Gereon Asmuth.

Das stellt man spätestens fest, wenn man in einem Text Milliarden mit Millionen verwechselt, bei der Prozentrechnung multipliziert statt dividiert, eine Million Menschen auf einer Silvesterparty am Brandenburger Tor in Berlin feiern lässt, obwohl dort nicht einmal für die Hälfte Platz ist. Gereon findet jeden Rechenfehler.

Und dann steht er vor einem, schiebt seine Brille in die Haare, redet von etwas, was man nie verstehen wird, und endet schon mal bei Wahlergebnissen: „In den prozentualen Wahlergebnissen ist die absolute Zahl der Stimmen ins Verhältnis zur Gesamtzahl der Wähler gesetzt.

Münster, Bochum, Ostberlin

Mittlerweile gibt es Kolleg:innen, die verschwenden erst gar keinen Gedanken ans Rechnen, sie fragen gleich Gereon. Aber die wenigsten von ihnen werden wissen, dass das Zahlengenie seit 25 Jahren in der taz ist. Um es - im Asmuth'schen Sinne - ganz genau zu machen: Vor einem Vierteljahrhundert, exakt am 1. November 1995 erschien Gereons erster Text in der taz.

Seitdem hat er das Blatt gefüllt mit Artikeln zur Berliner Landes- und Mietenpolitik, fahrradgerechten Städten, Volksentscheiden. Er war Praktikant, Redakteur und Ressortleiter im Berlin-Teil, später Ressortleiter bei taz.eins, jenem Teil der Redaktion, der für die ersten fünf Zeitungsseiten zuständig ist. Seit einem Jahr leitet er – zusammen mit der Autorin dieses Textes – das Regieressort, den taz-Newsdesk.

1965 in Münster geboren, in Bochum aufgewachsen, stieg er nach dem Mauerfall in die Ostberliner Hausbesetzerszene ein, studierte Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften, zog irgendwann in eine „richtige“ Wohnung und wurde in den vergangenen zwei Jahren zweimal Vater. Mit welcher Leidenschaft er diese Rolle ausfüllt, erkennt man an den (unzähligen) Fotos seiner Kinder auf dem Smartphone. Ob er weiß, wie viele taz-Texte er in den vergangenen 25 Jahren geschrieben hat? Wir haben sie nicht gezählt. Machen wir auch nicht. Geht garantiert schief. Das soll mal besser Gereon selbst machen.