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Gift und Galle um NOR

■ Offener Streit zwischen SFB und Berliner Rundfunk

Berlin. Die Auseinandersetzung um das künftige Aussehen der Berliner Rundfunklandschaft hat sich am Wochenende erneut zugespitzt. Der Intendant des Senders Freies Berlin (SFB), Günther von Lojewski, lehnte in einem Zeitungsinterview eine Gleichsetzung von Ost- und Westjournalisten grundsätzlich ab. Das seien »unvergleichbare Größen«. Den Journalisten des Deutschen Fernsehfunks und des Ostberliner Rundfunks warf Lojewski den »Einstieg in ein totalitäres Regime« vor. Sie hätten das Medium in der Hand und machten davon »schamlos und undemokratisch Gebrauch«.

Der Direktor des Berliner Rundfunks, Jürgen Itzfeldt, hielt dem SFB-Intendanten in einer Erklärung entgegen, dieser spucke Gift und Galle, statt konstruktive Vorschläge für die notwendige Integration von Hörfunk und Fernsehen in Berlin zu unterbreiten. Kurz nach der Wende habe Lojewski keine Berührungsängste gehabt. Heute, nach der Auswechslung der Leitung des Berliner Rundfunks und nach Bekanntwerden der großen Akzeptanz des Programms bei den Ostberliner Hörern, versuche er durch »haltlose Verdächtigungen vom eigenen programmlichen Defizit abzulenken«. Daß sich der Berliner Rundfunk angesichts massiver Entlassungen in den neuen Bundesländern zum Anwalt der Betroffenen mache, dürfe nicht verwundern. Der Vorwurf, die Mitarbeiter nutzten das eigene Medium zur Selbstbespiegelung, gehe an den Tatsachen vorbei. Wer eineinhalb Jahre nach der 89er Wende den Journalisten in der Nalepastraße und in Adlershof den »Einstieg in ein totalitäres Regime« vorwerfe und behaupte, sie würden von ihrem Medium »schamlos und undemokratisch« Gebrauch machen, der beweise lediglich böswillige Ignoranz gegenüber den Prozessen der Demokratisierung. dpa/taz

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