: Mistwetter: Wann wird es endlich Sommer?
■ In Berlin war es zu Pfingsten zwar friedlich, aber viel zu kalt/ Trotzdem waren die Hotels und Pensionen zu 80 Prozent ausgelastet, über 250.000 Besucher kamen
Berlin. Keine Raubmorde, keine Autostaus, keine tödlichen Unfälle auf den Berliner Straßen: Pfingsten verlief in diesem Jahr so friedlich wie schon lange nicht mehr. Trotzdem hatten viele BerlinerInnen wegen des kalten und wechselhaften Wetters schlechte Laune. Der Tourismusbranche schadete das allerdings nicht: Am verlängerten Wochenende zog es über eine Viertelmillion Besucher in die Stadt, die Hotels und Pensionen meldeten eine Bettenauslastung von 80 Prozent.
Das beliebteste Ausflugsziel über Pfingsten: Die Ostberliner Weiße Flotte und die Westberliner Stern- und Kreisschiffahrt. Am Sonntag waren die Touren über Spree, Havel und Landwehrkanal völlig ausgebucht. In den über 30 Freibädern der Stadt herrschte dagegen gähnende Leere. Kein Wunder: Die Wassertemperatur im Wannsee liegt zur Zeit bei zwölf Grad.
Auch an Land waren die Temperaturen mäßig: Am Sonnabend wurden 14 Grad, am Sonntag 15 und gestern 18 Grad gemessen. Kein Vergleich zum vergangenen Jahr: Zu Pfingsten 1990 maßen die Meteorologen der Freien Universität am Sonnabend satte 26 Grad. Die geringen Temperaturen diesen Jahres erinnern an das miese Pfingstwetter von 1988: Auch damals lagen die Spitzenwerte an den drei freien Tagen lediglich bei 14, 16 und 18 Grad. Trotzdem zog es an diesem Wochenende viele Menschen ins Freie — allein durch den Tierpark schlenderten vorgestern über 27.000 Besucherinnen und Besucher.
Während die Stadt über Pfingsten von Touristen bevölkert wurden, suchten viele Einheimische das Weite. Hoch im Kurs stand die Ostseeinsel Rügen. Vor allem im Seebad Binz nahmen die dicken Autos der Westberliner den armen Trabifahrern die Parkplätze weg. Unterkunftsprobleme gab es nicht, im Gegenteil: Viele der Plattenbau-Hotels waren nur zur Hälfte belegt, auch in privaten Pensionen waren noch Zimmer frei. Rügen-Besucherin Martina H. (28) berichtete, daß es auf der Insel zwar nicht wärmer, aber immerhin etwas sonniger gewesen sei als in Berlin.
Die Wetteraussichten zum Wochenende sind weiterhin wechselhaft, für die Jahreszeit zu kalt. Mehr als 20 Grad sind in den nächsten Tagen wegen einer neuen Kaltwetterzone nicht drin. Auch die Meteorologen konnten gestern nicht vorhersagen, wann man endlich die Badehose einpacken und an den Strand ziehen kann, ohne sich dabei eine Erkältung einzuhandeln. Claus Christian Malzahn
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