Innessenator beißt Fisch

■ Minderjähriger Hering brutal mißhandelt / Und Bremen klatschte!

Vor den Augen der Öffentlichkeit, ja, mit deren begeisterter Zustimmung, packte Innensenator Peter Sakuth gestern auf dem Domshof einen jungen Hering an der Schwanzflosse, führte ihn mit Schwung in die Luft und ließ ihn dann mit zurückgelegtem Kopf genüßlich in seinem Mund verschwinden. Bevor sich der Senator an dem wehrlosen Fisch vergriffen hatte, erklärte er noch „die Matjes-Saison für eröffnet“, dann zermalmten seine Zähne das zarte Fleisch.

Einmal im Jahr ist für cirka sechs Wochen Matjes-Zeit, dann interessieren die fischbegierige Bevölkerung nur noch die drei bis vier Jahre alten Heringe, die soeben noch nicht geschlechtsreif sind. Dem zarten, unschuldigen Fleisch werden deliziöse Geschmackseigenschaften nachgesagt.

Der Name „Matjes“ leitet sich vom holländischen „maisjes“ (Mädchen) ab, und spielt auf die Jungfräulichkeit des Fisches an. Gleich nach dem Fang werden den heranwachsenden Heringen die Kiemen weggeschnitten, der Magentrakt bleibt aber im Tier. „Die Enzyme im Magen sind es, die zusammen mit Salz dem Matjes während der Reife seinen Geschmack bringen“, erklärte Dirk Langstraat von der holländischen Fischwirtschaft.

Im letzen Jahr exportieren die Holländer zwischen Mitte Mai und Ende Juni 9.600 Tonnen von dem kiemenlosen Junghering in die Bundesrepublik und setzten damit 60 Prozent mehr um als im Vorjahr. Mit Dixi-Musik, flotten Sprüchen von Fischhändler Peter Koch-Bodes und der Versteigerung eines Matjes-Faßes für einen guten Zweck sollte gestern dem Matjes weiter auf die Sprünge geholfen werden.

Alle waren sie guter Dinge, nur einer nicht. Kaiser Wilhelms II versteinerte Miene am Domsportal zeigte Falten auf der Stirn und der Schnurrbartzuckte unruhig unter gerümpfter Nase: Ihm stank es zu sehr nach Fisch.

mad