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Maskottchen-Design

■ „Erste Internationale Design Triennale Bremen“ beginnt im Juli mit „Sympathiebilder-Ausstellung“

Richard Bachinger, DesignfachmannF.: S. Heddinga

“Sehen Sie, wie das e und das a stören?“ Och. Aber gut, von mir aus, weil Richard Bachinger, fachlicher Leiter der Design Triennale, so stolz ist auf seine

hier

den

Mann

der

was vorzeigt

beiden Buchstaben. Gemeint sind das e und das a im schicken neuen Innoventa-Schriftzug. Herr Bachinger ist deshalb so stolz auf die zwei, weil das e leicht geköpft und dem a ein wenig der Boden entzogen wurde, und das ist störend. Also innovativ.

Drei Jahre soll die Innoventa, die Erste Internationale Design Triennale Bremen, insgesamt dauern und Bremen langsam, aber sicher zu einer Design-Stadt runderneuern. Wünscht sich jedenfalls Wirtschaftssenator Beckmeyer von seinem Designbeauftragten Jochen Rahe, Innoventa-Erfinder. Und schon steht die erste Design-Ausstellung an: lauter Bremer Stadtmusikanten aus einem Sympathiebilder-Wettbewerb. Zwölf ausgewählte DesignerInnen müssen bis Juni Entwürfe zu einem zwar populären, aber bittschön auch innovativen Tierquartett eingereicht haben, der beste wird zum Innoventa- Sympathiebild, was auch nur ein Maskottchen ist. Ganz später darf's gern auch ein gesamtbremisches Souvenir werden.

Herr Bachinger, a jovialer Österrächer, hat aber noch mehr Ärmel voll Joker: nicht nur werden alle Entwürfe ab 3.Juli in der Unteren Rathaushalle ausgestellt, sondern Paul Dyson selbst, der hochwohlgelobte Visual Merchandiser aus swinging London und Erfinder des inszenierten Schaufensters (weißgott nicht nur für Harrods), wird dazu eine Märchenlandschaft inszenieren; die soll ein magical forest sein und später auch noch weiterverreisen in andere Länder. Paul Dyson, Gentleman Jahrgang '51, merchandised sich mit very britischem Understatement und will

Sympathiebilder für Bremen und den Erlebniswald

prinzipiell over doorsteps führen, damit sich drinnen im Laden was verkauft. Im Falle Bremens sollen sich aber bloß Kinder und Erwachsene in den Rathaushallenwald trauen, wohinein etwa drei Meter hohe Riesenmärchenbücher und 3D-visualisierte Stadtmusikantenstationen von HfK- Studenten locken sollen. Auch wird's seltsam klingen nach patagonischen windpipes. Und sogar riechen soll's magical. Wie das denn? Na, bestimmt nicht nach Luki-Luft! Mehr wird nicht verraten. „Spooky, I suppose“, umschreibt fein Mister Dyson die Wirkung seiner Mittel.

Alles das ist aber nur der erste Streich. Wenn die Innoventa ihre corporate identity mit dem Sympathiebild abgerundet hat, gibt es im August '91 ein Symposion „Produktpräsentation“ und im Dezember eines über „Designstrategien japanischer Unternehmen“. Die Spannungslinie kann

hierhin die

Pappbilder

mit Stadtmusikanten

noch bis 1993 steigen, wenn mit einer internationalen Ausstellung, auf der Unternehmen aus Europa und Übersee vorbildliches Produkt-Design zeigen, Höhepunkt sein soll. Claudia Kohlhase

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