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■ Typisches im Einzelnen — Karin Christiansen in der Produzentengalerie Broschwitz

Nur noch wenige Galerien zeigen realistische Kunst. Mit der bevorstehenden Schließung der Ladengalerie am Kurfürstendamm werden nun lange Zeit realistisch arbeitende Künstler wie Johannes Grützke und Monika Siveking wieder ein Ausstellungsforum verlieren. Und auch viele der ehmaligen DDR-Künstler haben sich vom alten Stil abgewandt. Um die harte Schule des Realismus ist in der Ausbildung keiner herumgekommen; nun faszinieren die neuen Möglichkeiten. Die jüngste Entwicklung in der Kunst faßt den Wirklichkeitsbegriff weiter und versucht, eine Verbindung von Kunst und Leben in eine innovative Formensprache umzusetzen.

Daß realistische arbeitende Künstler dennoch ein Publikum verdienen, belegt die Ausstellung von Karin Christiansen in der Proudzentengalerie Broschwitz. Schließlich sind realistische Bilder nicht deshalb belanglos, weil jeder erkennen kann, was auf ihnen dargestellt ist. Auch sie brauchen in ihren spezifischen Möglichkeiten den Betrachter, der bereit ist, sich den Fragen zu stellen, die das Bild aufgreift. Wirklichkeit soll nicht wiedererkannt, sondern besser erkannt werden.

Christiansen entwickelt ihre Themen aus einer engen Verbindung mit den Erfahrungen ihres eigenen Lebens — der Arbeit mit Menschen in der Psychatrie, ihrem politischen Engagement im Umweltschutz, der Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Gewaltmomenten. In so klassischen Bildsujets wie Stilleben und Portraits zeigt sie Typisches im Einzelnen und verarbeitet geschichtliche Phänomene.

Obgleich großformatig wirken ihre Bilder still und unaufdringlich, entfalten die »Ästhetische Macht der Ruhe«. Die sanfte Farbigkeit ihrer Portäts spiegeln einen anteilnehmenden Blick auf die Menschen, zu denen sie eine enge Beziehung hat. Vater, Mutter, die mongoloide Schwester und Patienten aus der psychatrischen Anstalt tragen wesensverwandte Züge im Sinne eines erlittenen, sich im Ausdruck des Gesichtes offenbarendem Schicksal.

In den Stilleben verbirgt sich eine bedeutsame Symbolwelt, in denen Artefakte wie Kleidungsstücke, Werkzeuge, Mauerbeton und Moniereisen zu Beweisstücken politischer Realität werden.

Wie schnell die Zeitgeschichte die Malerei einholt, wird am »Mauerstreifenbild« ebenso deutlich wie an einem Stilleben, welches anläßlich eines Künstlertreffen 1988 im ehemaligen Kombinat VEB Chemische Werke Buna entstanden ist, zu welchem die Künstlerin als einzige Teilnehmerin aus dem Westen eingeladen war. — Wen interessiert es noch? Bis 31. Mai, Mi und Fr 16-19, Sa 12-15 Uhr, Dresdner Straße 27, 1-36. Susanne Thäsler

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