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Grassierendes Süßholzraspeln

Einen neuen Höhepunkt hat der grassierende Gesundheits-Terror erreicht. Koreanische (!) ForscherInnen entwickelten einen Ginseng- Tee, der wie Kaffee aussehen und auch so schmecken soll. Wie das staatliche Korea Ginseng-Institut in Taejong mitteilte, soll das Getränk alle medizinisch-wertvollen Bestandteile der gesundheitsfördernden Wurzel enthalten und dieses Jahr in den Verkauf kommen. Dazu noch ein Stück Kuchen aus „Du darfst“- Margarine, Vollkornschrot und Süßholzraspeln und wir haben sie, die BRAVE NEW WORLD all' jener, die ihren 100. Geburtstag feiern wollen, indem sie den Bürgerschaftspräsidenten im Lotos-Sitz empfangen und vom 632. Platz beim Bremen-Marathon schwadronieren.

Wie auch dieser Heimatzeitung zu entnehmen war, eröffnete das National Visbureau ausgerechnet in Bremen die Matjes-Saison 1991 für Gesamtdeutschland. Der Bevolkering wurde neben dem Anblick von lecker Meisjes jeweils ein Gratishappen von ca.35 Gramm der maifrischen Fischspezialität überreicht, während die Honoratioren im Friesenhof das Meerestier plattenweise einschaufelten und dazu soviel Friesisch-Herbes tranken, daß sich die Frollein Antjes und Marijkes manche Anzüglichkeiten anhören mußten. Ist dies die Quintessenz der bürgerlichen Revolution? In diesem Zusammenhang ein Hinweis für Jungfilmer auf der Suche nach optisch eindrucksvollen Bremensien: Wenn Domprediger Günter Abramzik (evangelisch) an Gratisverkostungen von was auch immer teilnimmt, bekommt sein freundliches Gesicht derart barock-katholische Züge irdischen Genießens zwischen Sünde, Beichte und Absolution, daß es schon sehr sehenswert ist...

Eine Bewegung 2.Juni hat sich in der benachbarten Hansestadt Hamburg formiert. KünstlerInnen wie Witta Pohl, Inge Meysel und gar Will Quadflieg mobilisieren darin gemeinsam zur Wahl der SPD für den anderen, besseren Weg. Am 2.Juni. Erinnern Sie sich, lieber Leser Heinrich Albertz (jetzt Bremen-Nord, vormals Berlin-West)?

Alle Mitglieder der CDU-Bürgerschafts-Wahlliste hält DER KANDIDAT Ulrich Nölle für ministrabel. Nun mag ja Jens Eckhoff (vormals beim American Football Team Buccaneers Woltmershausen) einen passablen Sportsenator abgeben oder auch als persönlicher Bodyguard an den Parlamentarischen Staatssekretär Bernd E.Neumann weitergereicht werden: Zum früheren JU- Landesvorsitzenden Ronald-Mike Neumeyer fällt uns nur ein Job beim Standesamt ein. Als Betroffenenvertreter zuständig für jene Kinder, die von ihren Eltern Namen wie Pepsi-Cola, Madonna, Tomtom oder eben Ronald-Mike bekommen haben.

Das heute beginnende Stadtfest wird mich trotz des allerorts verbreiteten Stellungsbefehls (“Amüsiert euch!“) kaum zu seinen Besuchern rechnen dürfen. Ein Programmpunkt allerdings könnte locken: TUTTIFRUTTI mit Klaus Peter Schulenberg als Egon Hugo Balder und Ronald McFamulla als Hella von Sinnen. Und dann her mit der gründlich verdorbenen Sahnetorte... Schönet Wochenende, wa?

PS:In der Bremer BILD-Ausgabe vom 23.Mai kommentiert Redaktionsmitglied Holger Blöhte: „Stoppt die Spekulanten!“ Diese Wahrheit ziert das Blatt und verdient festgehalten zu werden.

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