: Olympia 2000 schon fest in Treuhand
■ An mindestens drei für Olympia 2000 vorgesehenen Standorten hat auch die Treuhand Interesse bekundet
Schöneberg. Wurstfabrik statt Olympiadorf 2000? Wie gestern am Rande des Parlamentsausschusses für Sport bekannt wurde, sind Planungen für Teile des Olympischen Dorfes und der Schwimm- und Radsportanlagen durch mögliche Treuhandverkäufe gefährdet. So ist die Treuhand etwa mit einem Wurstfabrikanten in Verhandlungen über das Schlachthofgelände zwischen Leninallee und Eldenaer Straße. Das Gelände war nach Auskunft des Olympiabüros vor 1945 in städtischem Besitz, unklar ist aber momentan, ob der West-Investor in Sachen Wurst bereits Besitzer, Mieter oder Pächter ist.
Deshalb haben die Finanzverwaltung und das Olympiabüro nun bei der Treuhand interveniert. Der Leiter des Olympiabüros, Kießling: »Natürlich kommt es an vielen Stellen der Stadt zu Interessenskollisionen. Aber die seit Oktober 1990 vorgesehenen Olympia-Flächen dürfen bis zur Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees 1993 nicht angetastet werden.« Wenn das Olympia-Konzept »an entscheidenden Stellen den Bach runter« und »Olympia-Reserve« verloren gehe, gefährde dies die Chancen Berlins auf die Spiele. Das Interesse des Olympiabüros an den Flächen sei »unbeugsam«.
Laut Kießling gibt es mindestens noch zwei weitere umstrittene Gelände. Erstens die Rummelsburger Bucht, wo auch olympisches Wohnen vorgesehen ist, und das Kühlhausgelände westlich der Leninallee, wo Radsport- und Schwimmwettbewerbe stattfinden sollen. Auch hier gebe es Ansiedlungsinteressen von Betrieben.
Wie die taz gestern berichtete, sind die Olympia-Planungen auch im Bereich des Messegeländes durch verschiedene Planungsinteressen tangiert. Die senatseigene Messegesellschaft AMK hat gerade Planungen des Kölner Architekten O.M. Ungers aus dem Jahre 1989 und danach erfolgte Olympia- Konzepte über den Haufen geworfen. Sie plant nun den Abriß der Eissporthalle und der Deutschlandhalle und will an deren Stelle Schnellbauten errichten. Nach den Planungen Ungers', deren Realisierung vom Bausenator zugesichert war, und auch nach dem Olympia-Konzept sollte die Deutschlandhalle jedoch erhalten bleiben. kotte
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