Dresdner Oberbürgermeister Keller neuer DSU-Parteichef

Leipzig. Der zweite Dresdner Oberbürgermeister, Reinhard Keller, ist beim dritten Bundesparteitag der DSU in Leipzig mit 233 von 364 abgegebenen Stimmen zum Bundesvorsitzenden gewählt. 29 Delegierte stimmten gegen ihn und zwei enthielten sich ihrer Stimme. Der Parteitag sprach sich am Samstag in Leipzig zugleich mit großer Mehrheit gegen eine Ausdehnung der CSU-Schwesterpartei DSU über die fünf neuen Bundesländer hinaus aus. Der 46jährige Keller löst Parteichef Hansjoachim Walther ab, der nicht wieder für den Vorsitz kandidiert hatte. Walther wurde am Samstag abend zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

Keller hatte sich gegen eine Ausweitung der DSU auf die Altbundesländer gewandt und den Rückzug seiner Kandidatur angekündigt, falls der Parteitag einen solchen Schritt beschließen sollte. Nach seiner Wahl sagte Keller der dpa, die DSU werde sich vor allem den Problemen der in Ostdeutschland lebenden Menschen zuwenden. Er werde jedes Abdriften der DSU in den Rechtsradikalismus verhindern, „auch wenn ich persönliche Konsequenzen ziehen muß.“ Wichtig sei, bei den nächsten Kommunalwahlen in die Parlamente zu kommen.

Die im Februar 1990 gegründete DSU hat in den vergangenen Monaten an politischer Bedeutung verloren. Bei der Volkskammerwahl im März 1990 erhielt die Partei 6,3 Prozent. Bei den Landtagswahlen im Oktober scheiterte sie mit durchschnittlich 3,6 Prozent in allen neuen Ländern an der Fünf-Prozent-Hürde. Bei der Bundestagswahl kam die DSU in Ostdeutschland nur auf 1,0 Prozent der Zweitstimmen.

Der Abstimmung, ob sich die DSU auf ganz Deutschland ausdehnen soll, war eine teilweise tumultartige Diskussion vorausgegangen. Eine Ausweitung hatten vor allem Delegierte aus dem Landesverband Brandenburg gefordert. Gegen diesen Schritt hatten sich vor allem die Landesverbände Sachsens und Thüringens ausgesprochen. Kurz vor der Abstimmung wandte sich SU-Generalsekretär Erwin Huber gegen eine Ausdehnung der DSU und warnte die Delegierten: „Die CSU ist nicht bereit, das Abenteurertum der DSU, sprich die Ausdehnung, zu unterstützen.“ dpa